Das GANZE Werk - Presseschau
Gründung der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg)
Zitate:
(...) der Sprecher von „Das GANZE Werk“ erzählte, dass ein Kultursender eine Erhebung darüber in Auftrag gab, wie sich der Hörer sein Kulturradio wünscht. Das Ergebnis forderte eine Rückkehr zu Niveau und Bildung. Der Sender aber warf die Studie weg (...).
Wie ist das zu verstehen? Man hat den Eindruck, dass hier kultur- oder zumindest traditionsvernichtende Kräfte von überpersönlicher Dimension am Werk sind, verkörpert in Intendanten, die aus dem ökonomisch unsinnigen Vergraulen der Zuhörer irgendwann die ökonomisch höchst sinnige Konsequenz ziehen, das Kulturradio doch ganz abzuschaffen.
Berliner Zeitung, 26. Juni 2006
Werktreue
Gemeinsam gegen Häppchenklassik
von Peter Uehling
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Dies soll ein Kulturradio sein: Mehrsätzige Werke werden verstümmelt, die Moderatoren geben Veranstaltungstipps, sind aber nicht in der Lage, das verklungene Stück abzusagen, geschweige denn kompetent zu kommentieren, sperrige Themen erhalten immer weniger Raum. In den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten denken die Programmmacher, der Hörer wolle ein sogenanntes „Begleitradio“, das ihn bei der Beschallung seines häuslichen Tuns nicht mit geistigen Herausforderungen beschwert.
Auf dass es besser werde und es wieder vollständige Sinfonien und mehr neue Musik gebe, hat sich im Sendegebiet des NDR bereits die Initiative „Das GANZE Werk“ gegründet, und nun gibt es eine ähnliche Initiative auch in Berlin, um dem RBB mal kräftig auf die Füße zu treten. Sie gründete sich am Donnerstagabend im Neuen Marstall der Hochschule für Musik Hanns Eisler und wird unter anderem unterstützt vom ehemaligen Staatsminister des Inneren, Gerhart R. Baum, und von dem Komponisten Manfred Trojahn, die an diesem Abend auch an einer Podiumsdiskussion teilnahmen. Vertreter des RBB waren trotz Einladung nicht erschienen.
Man kann sich vorstellen, warum: Die Verantwortlichen können den Vorwurf des gesunkenen Niveaus nicht mit dem Argument parieren, das die Senkung rechtfertigen soll: das der Quote. Denn die Quote steigt nicht, sie sinkt. Theodor Clostermann, der Sprecher von „Das GANZE Werk“, erzählte, dass ein Kultursender eine Erhebung darüber in Auftrag gab, wie sich der Hörer sein Kulturradio wünscht. Das Ergebnis forderte eine Rückkehr zu Niveau und Bildung. Der Sender aber warf die Studie weg – und dümpelt mit abnehmender Quote auf seinem eingeschlagenen Kurs weiter.
Wie ist das zu verstehen? Man hat den Eindruck, dass hier kultur- oder zumindest traditionsvernichtende Kräfte von überpersönlicher Dimension am Werk sind, verkörpert in Intendanten, die aus dem ökonomisch unsinnigen Vergraulen der Zuhörer irgendwann die ökonomisch höchst sinnige Konsequenz ziehen, das Kulturradio doch ganz abzuschaffen. Noch mag man, wie Baum, juristische Schritte gegen eine derartige Verletzung des Kulturauftrags androhen. Einen gesellschaftlichen Prozess, der Kultur als Zusammenhang geistiger Erscheinungen auflöst in etwas, das es in jedem Kaufhaus gibt, wird das kaum aufhalten. „Kultur“ wird zur privaten Selektion aus einem Angebot; sie in ihrer Gesamtheit abzubilden, gar als Bildungsinhalt, wie es die Initiative fordert, setzt eine Verbindlichkeit des Kulturbegriffs voraus, die eine konservative Gesinnung behaupten kann – die aber objektiv nicht mehr besteht.
Lesen Sie zur Gründung der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg):
Initiative „Das ganze Werk“ in Berlin gegründet
Übernahme der Meldung des Deutschen Komponistenverbands (dkv) vom 23. Juni 2006
Deutscher Musikrat - Musikinformationszentrum (miz), 26. Juni 2006
Werktreue - Gemeinsam gegen Häppchenklassik
Kultur- oder zumindest traditionsvernichtende Kräfte von überpersönlicher Dimension sind hier am Werk, die aus dem ökonomisch unsinnigen Vergraulen der Zuhörer irgendwann die ökonomisch höchst sinnige Konsequenz ziehen, das Kulturradio doch ganz abzuschaffen
Berliner Zeitung, 26. Juni 2006
Kulturverantwortliche kritisieren RBB-Kulturradio
Gerhart R. Baum: Die Gebührenklage von ARD und ZDF in Karlsruhe (...) gebe Anlass, dem Gericht die Prüfung nahe zu legen, „ob die von ihm selbst aufgestellten Maßstäbe für den Kultur- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingehalten werden“.
epd medien Nr. 49, 24. Juni 2006
Berlin folgt Hamburg
Protest gegen RBB-Kulturradio
Statt „Tagesbegleitprogramm“, worin Musik- und Wortbeiträge „zerschreddert“ werden, fordert „Das ganze Werk“ die Rückkehr zu Sendeformen, die ganze Werke zulassen und die Hörkompetenz des Publikums nicht unterfordern
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 24. Juni 2006
• „Hier wird Musik geschreddert“
Ex-Innenminister Gerhart Baum kämpft für einen anderen Umgang mit Klassik im RBB Kulturradio
Interview mit Gerhart Baum: „Wir haben die „Initiative Das Ganze Werk“ für Berlin-Brandenburg gegründet.“
• Falsche Hörgewohnheiten
Die Initiative fordert, dass die Mischung zwischen kurzen Musikstücken und Wortbeiträgen aufgegeben wird
Wilhelm Matejka, Chefredakteur des RBB-Kulturradios: „Ich habe die Initiative zu einem Gespräch eingeladen und freue mich auf das Kennenlernen.“
Der Tagesspiegel, 24. Juni 2006
Initiative „Das ganze Werk“ in Berlin gegründet
Ihr Vorbild findet die Initiative in Norddeutschland, wo engagierte Radio-Hörer unter dem Motto „Das ganze Werk“ bereits seit zwei Jahren für eine Qualifizierung des NDR-Kulturprogramms eintreten
Deutscher Komponistenverband (dkv), 23. Juni 2006
Zur Resolution der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg):
Der Sender muss ein abwechslungsreiches, an Qualität und am Kulturauftrag orientiertes Programm bieten, das zum Zuhören einlädt.
Deshalb erwarten wir,
• dass kulturradio von Montag bis Freitag in der Zeit von 6 bis 18 Uhr mindestens vier Stunden lang einheitliche und zusammenhängende Musiksendungen bringt und
• dass Kulturberichte, Lesungen, Essays, Hörspiele und Feature eigenständige Sendungen sind.
Beschluss der Gründungsversammlung am 22. Juni 2006 in Berlin
Zur Beitrittserklärung:
Der Initiative kann angehören, wer der Resolution vom 22. Juni 2006 zustimmt und der Initiative seinen Namen mitteilt. Ein Mitgliedsbeitrag wird nicht erhoben, um Spenden wird gebeten.