Das GANZE Werk - Presseschau

Wir haben die „Initiative Das Ganze Werk“ für Berlin-Brandenburg gegründet (Gerhart Baum)

Zitate:
Nicht Wettbewerb um jeden Preis. Natürlich soll sich ein Sender um neue Hörer bemühen, aber nicht auf Kosten der Qualität. Der Sender hat einen Kultur- und Bildungsauftrag, so rechtfertigen sich die Gebühren. Wir bereiten juristische Initiativen in Brüssel und Karlsruhe vor.
Ich will meine Lebenserfahrung und Erfahrung als Politiker dafür nutzen, Kulturschaffenden zu helfen, die heute einen schweren Stand haben. Die Leistungseliten drängen in diesem Land die kontemplativen Eliten immer weiter zurück. Das will ich nicht einfach so hinnehmen.

Der Tagesspiegel, 24. Juni 2006

„Hier wird Musik geschreddert“

Ex-Innenminister Gerhart Baum kämpft für einen anderen Umgang mit Klassik im RBB Kulturradio

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Gerhart Baum, 73, war von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister. Der FDP-Politiker ist Sprecher des Kulturrates NRW, engagiert sich für klassische Musik im Radio.

Herr Baum, warum engagiert sich ein ehemaliger Innenminister für klassische Musik im Radio?

Ich war ja auch Kulturminister und bin heute vor allem an neuer Musik interessiert. Seitdem das RBB Kulturradio vor zweieinhalb Jahren sein Programm reformiert hat, hat es erheblich an Substanz verloren: Etats wurden gekürt, Sendezeiten erheblich reduziert und Konzertreihen eingestellt. Der Sender unterwirft sich mehr und mehr der Quote. Quote ist ein Ausdruck von Akzeptanz. Das Kulturradio hatte vor der Programmreform nur noch 26.000 Hörer am Tag.

Sie sind FDP-Mitglied, einer Partei, die immer für Wettbewerb plädiert.

Nicht Wettbewerb um jeden Preis. Natürlich soll sich ein Sender um neue Hörer bemühen, aber nicht auf Kosten der Qualität. Der Sender hat einen Kultur- und Bildungsauftrag, so rechtfertigen sich die Gebühren. Wir bereiten juristische Initiativen in Brüssel und Karlsruhe vor.

Was stört Sie genau am Programm des RBB Kulturradios?

Zu der Musik, die dort im so genannten Tagesbegleitprogramm gespielt wird, kann man höchstens seine Geschirrspülmaschine ausräumen. Sie beansprucht den Hörer nicht: nicht seine Neugier, nicht seine Kreativität. Selbst anspruchsvolle Musik wird geschreddert, zerhackt: Eine Sonate von Schumann wird entstellt, indem man nur einen einzelnen Satz spielt. Es gibt keinen Respekt vor Künstler und Kunstwerk. Unterschiedliche Programmteile werden willkürlich aneinander gefügt.

Wollen Sie gleich am frühen Morgen vom Radio beansprucht und nicht lieber erst einmal unterhaltsam geweckt werden?

Geweckt werden möchte ich bei einem Kulturradio nicht durch seichte Gute-Laune-Moderationen. Ich bevorzuge WDR3, wo ich frühmorgens anspruchsvolle Interviews über Kulturereignisse höre. Auch das Programm von DeutschlandRadio Kultur ist viel substanzieller als das vom RBB.

Wenn es Sender gibt, die Ihrem Anspruch und dem anderer Musikliebhaber genügen – kann sich da das RBB Kulturradio nicht um einen breiteren Hörerkreis bemühen?

Anders als das überregionale Deutschlandradio hat der RBB einen regionalen Kulturauftrag. Er muss das musikalische Leben in Berlin/Brandenburg abbilden.

Ist das RBB Kulturradio populistischer als die Kulturwellen der anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkhäuser?

NDR Kultur ist nicht viel besser. Ich sehe da eine Tendenz. SWR 2 und WDR 3 geben keinen Anlass für eine solche Kritik. Es geht auch anders.

Und Sie glauben, Sie können sie aufhalten.

Wir haben die „Initiative Das Ganze Werk“ für Berlin-Brandenburg gegründet. Ich will meine Lebenserfahrung und Erfahrung als Politiker dafür nutzen, Kulturschaffenden zu helfen, die heute einen schweren Stand haben. Die Leistungseliten drängen in diesem Land die kontemplativen Eliten immer weiter zurück. Das will ich nicht einfach so hinnehmen.

Das Interview führte Barbara Nolte.

Lesen Sie zur Gründung der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg):

Initiative „Das ganze Werk“ in Berlin gegründet
Übernahme der Meldung des Deutschen Komponistenverbands (dkv) vom 23. Juni 2006
Deutscher Musikrat - Musikinformationszentrum (miz), 26. Juni 2006

Werktreue - Gemeinsam gegen Häppchenklassik
Kultur- oder zumindest traditionsvernichtende Kräfte von überpersönlicher Dimension sind hier am Werk, die aus dem ökonomisch unsinnigen Vergraulen der Zuhörer irgendwann die ökonomisch höchst sinnige Konsequenz ziehen, das Kulturradio doch ganz abzuschaffen
Berliner Zeitung, 26. Juni 2006

Kulturverantwortliche kritisieren RBB-Kulturradio
Gerhart R. Baum: Die Gebührenklage von ARD und ZDF in Karlsruhe (...) gebe Anlass, dem Gericht die Prüfung nahe zu legen, „ob die von ihm selbst aufgestellten Maßstäbe für den Kultur- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingehalten werden“.
epd medien Nr. 49, 24. Juni 2006

Berlin folgt Hamburg
Protest gegen RBB-Kulturradio
Statt „Tagesbegleitprogramm“, worin Musik- und Wortbeiträge „zerschreddert“ werden, fordert „Das ganze Werk“ die Rückkehr zu Sendeformen, die ganze Werke zulassen und die Hörkompetenz des Publikums nicht unterfordern
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 24. Juni 2006

„Hier wird Musik geschreddert“
Ex-Innenminister Gerhart Baum kämpft für einen anderen Umgang mit Klassik im RBB Kulturradio
Interview mit Gerhart Baum: „Wir haben die „Initiative Das Ganze Werk“ für Berlin-Brandenburg gegründet.“
Der Tagesspiegel, 24. Juni 2006

Falsche Hörgewohnheiten
Die Initiative fordert, dass die Mischung zwischen kurzen Musikstücken und Wortbeiträgen aufgegeben wird
Wilhelm Matejka, Chefredakteur des RBB-Kulturradios: „Ich habe die Initiative zu einem Gespräch eingeladen und freue mich auf das Kennenlernen.“
Der Tagesspiegel, 24. Juni 2006

Initiative „Das ganze Werk“ in Berlin gegründet
Ihr Vorbild findet die Initiative in Norddeutschland, wo engagierte Radio-Hörer unter dem Motto „Das ganze Werk“ bereits seit zwei Jahren für eine Qualifizierung des NDR-Kulturprogramms eintreten
Deutscher Komponistenverband (dkv), 23. Juni 2006

Zur Resolution der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg):

Der Sender muss ein abwechslungsreiches, an Qualität und am Kulturauftrag orientiertes Programm bieten, das zum Zuhören einlädt.
Deshalb erwarten wir,
• dass kulturradio von Montag bis Freitag in der Zeit von 6 bis 18 Uhr mindestens vier Stunden lang einheitliche und zusammenhängende Musiksendungen bringt und
• dass Kulturberichte, Lesungen, Essays, Hörspiele und Feature eigenständige Sendungen sind.
Beschluss der Gründungsversammlung am 22. Juni 2006 in Berlin

Zur Beitrittserklärung:

Der Initiative kann angehören, wer der Resolution vom 22. Juni 2006 zustimmt und der Initiative seinen Namen mitteilt. Ein Mitgliedsbeitrag wird nicht erhoben, um Spenden wird gebeten.