Das GANZE Werk - Presseschau
Gründung der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg)
Zitat:
In der Debatte sagte der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart R. Baum: Die Gebührenklage von ARD und ZDF in Karlsruhe (...) gebe Anlass, dem Gericht die Prüfung nahe zu legen, „ob die von ihm selbst aufgestellten Maßstäbe für den Kultur- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingehalten werden“.
epd medien Nr. 49, 24. Juni 2006
Kulturverantwortliche kritisieren RBB-Kulturradio
Die Auseinandersetzung um das umstrittene RBB-Kulturradio geht in eine neue Runde. Eine neu gegründete „Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg)“ kritisiert dem „erheblichen Qualitätsverlust“ beim Kulturradio der Landesrundfunkanstalt.
„Anspruchsvolle Programme wurden zurückgedrängt und deren Reste auf den Abend oder das Wochenende verlegt“, heißt es der Gründungsresolution der Initiative, die im Anschluss an eine Podiumsdiskussion am 22. Juni in Berlin verabschiedet wurde. Das RBB-Kulturprogramm sei „verantwortungslos gegenüber Komponisten, Interpreten, Musikliebhabern und Kulturinteressierten“ und „verletzt den Kulturauftrag“. Die Initiative, die bereits in Hamburg aktiv ist und dort die Programme des NDR kritisch begleitet, will sich für eine Korrektur der „Fehlentwicklung von Kulturradio“ einsetzen. Angestrebt werde „ein interessantes und kompetentes Tagesprogramm, das zusammenhängende Musik- und Wortsendungen enthält und zum Zuhören einlädt“.
In der Debatte sagte der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart R. Baum, vor allem in den Bereichen Alte und Neue Musik habe es beim RBB-Kulturradio „überproportionale Etatkürzungen, Reduzierung von Sendezeiten und Rückzüge aus wichtigen Konzertreihen“ gegeben. Die bisher gültigen Qualitätsmaßstäbe würden immer mehr „vom Quotendenken abgelöst“. Diese gelte nicht allein für den RBB, sondern auch für andere ARD-Kulturwellen. Unter juristischen Gesichtspunkten könne dies auch Konsequenzen für die Gebührenklage von ARD und ZDF in Karlsruhe haben. Die Klage gebe Anlass, dem Gericht die Prüfung nahe zu legen, „ob die von ihm selbst aufgestellten Maßstäbe für den Kultur- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingehalten werden“.
Hans Bäßler, Vizepräsident des Deutschen Musikrates, kritisierte die in den letzten Jahren in der ARD entwickelten Kulturformate. Das Radio als „Begleitmedium“ verwandle den Einsatz von Musik in „zufällige musikalische Ergüsse“. Die „Würde eines Kunstwerks“ werde tangiert, wenn man nur „reduktionistisch“ abbilde. Zwar sei es sinnvoll, auf veränderte Hörgewohnheiten zu reagieren. Unter dem Druck des Quotendenkens schwinde aber die „Verantwortung für das kulturelle Gedächtnis“. Als lobenswerte Ausnahme nannte Bäßler WDR 3, das in der Region verankert sei und einen hohen Wiedererkennungswert besitze.
Gisela Nauck, Musikwissenschaftlerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Positionen“, sagte, zur Kulturauftrag des Rundfunks gehöre auch die Pflicht, über alle aktuellen Entwicklungen des kulturellen Lebens zu berichten. Dieser Verpflichtung komme der RBB in Bezug auf die zeitgenössische Musik nicht nach. Der Sender biete nicht einmal den entsprechenden Aktivitäten in seinem Sendegebiet ein regelmäßiges Forum. Seine Beteiligung am Festival Ultraschall sei „kaum mehr als ein Feigenblatt“. Höre man das RBB-Kulturradio, fühle man sich eher ins 18. und 19. Jahrhundert zurückversetzt.
Auch Manfred Trojahn, Präsident des Deutschen Komponistenverbandes, beklagte die geringe Präsenz zeitgenössischer Musik in den meisten öffentlich-rechtlichen Anstalten. Als Mitglied einer GEMA-Kommission erfahre er, dass junge Komponisten kaum noch in den entsprechenden Punktwertungen auftauchten, „schlicht und einfach, weil ihre Musik vom Rundfunk nicht gespielt wird“. Für die Künstler habe dies einschneidende materielle Konsequenzen.
Vertreter des RBB nahmen trotz Einladung an der Debatte nicht teil. Nach Auskunft von RBB-Sprecherin Claudia Korte hatte RBB-Intendantin Dagmar Reim am 1. Juni abgesagt und RBB-Kulturradio-Chef Wilhelm Matejka „gebeten, den RBB auf dem Podium zu vertreten“. Dieser habe unter Hinweis auf eine „unproportionale Besetzung des Podiums“ am 7. Juni ebenfalls abgesagt. Zugleich habe Matejka eine Woche später nach erneuter Anfrage angeboten, sich mit Repräsentanten der Initiative „zu einem halbtägigen Meinungsaustausch“ zu treffen.
Das RBB-Kulturradio wurde von der Intendanz im Januar dieses Jahres zum „Unternehmensziel 2006“ erklärt. Es soll bis zum Frühjahr 2007 einen Marktanteil von 1,9 Prozent erzielen. Bei der letzten MA 2006/I lag der Anteil bei 1,1 Prozent. kel
Lesen Sie weitere Artikel von und über Günter Herkel (epd medien) und rbb kulturradio:
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epd medien Nr. 49, 24. Juni 2006
Wes' Brot ich ess, des Lied ich sing
rbb: Strafaktion gegen unbotmäßigen Kritiker
In der Überzeugung, dass gerade eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt die „offene Debatte braucht wie die Luft zum Atmen“, hatte sich der erfahrene Medienjournalist Günter Herkel vor allem im Fachdienst „epd Medien“ mehrfach kritisch über das neue Kulturradio geäußert.
«M» Menschen - Machen - Medien 11/2004, ver.di-Zeitschrift, 27. Oktober 2004
„Die Chance, Fehler zu machen“
Ein epd-Interview mit RBB-Intendantin Dagmar Reim
„Wir (haben) die Konsequenz gezogen, über den Tag verteilt sehr viele interessante Themen zu platzieren. Und dies keineswegs in Häppchen, sondern die Beiträge sind in sich konsistent, machen Lust auf mehr.“
Ausschnitte zum Thema: rbb kulturradio
epd medien Nr. 16, 03. März 2004 - Von Günter Herkel
Museumsfunk - Höreindrücke vom neuen RBB-„Kulturradio“
„Das Programm hat keine Haltung, keine Überzeugungen, keine Vision. Es ist nur ein Schema. Ein Retorten-Produkt. Eine Totgeburt“, klagte eine altgediente Redakteurin schon vor dem Sendestart.
epd medien Nr. 12-13, 21. Februar 2004 - Von Günter Herkel
Lesen Sie zur Gründung der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg):
Initiative „Das ganze Werk“ in Berlin gegründet
Übernahme der Meldung des Deutschen Komponistenverbands (dkv) vom 23. Juni 2006
Deutscher Musikrat - Musikinformationszentrum (miz), 26. Juni 2006
Werktreue - Gemeinsam gegen Häppchenklassik
Kultur- oder zumindest traditionsvernichtende Kräfte von überpersönlicher Dimension sind hier am Werk, die aus dem ökonomisch unsinnigen Vergraulen der Zuhörer irgendwann die ökonomisch höchst sinnige Konsequenz ziehen, das Kulturradio doch ganz abzuschaffen
Berliner Zeitung, 26. Juni 2006
Kulturverantwortliche kritisieren RBB-Kulturradio
Gerhart R. Baum: Die Gebührenklage von ARD und ZDF in Karlsruhe (...) gebe Anlass, dem Gericht die Prüfung nahe zu legen, „ob die von ihm selbst aufgestellten Maßstäbe für den Kultur- und Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingehalten werden“.
epd medien Nr. 49, 24. Juni 2006
Berlin folgt Hamburg
Protest gegen RBB-Kulturradio
Statt „Tagesbegleitprogramm“, worin Musik- und Wortbeiträge „zerschreddert“ werden, fordert „Das ganze Werk“ die Rückkehr zu Sendeformen, die ganze Werke zulassen und die Hörkompetenz des Publikums nicht unterfordern
Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 24. Juni 2006
• „Hier wird Musik geschreddert“
Ex-Innenminister Gerhart Baum kämpft für einen anderen Umgang mit Klassik im RBB Kulturradio
Interview mit Gerhart Baum: „Wir haben die „Initiative Das Ganze Werk“ für Berlin-Brandenburg gegründet.“
• Falsche Hörgewohnheiten
Die Initiative fordert, dass die Mischung zwischen kurzen Musikstücken und Wortbeiträgen aufgegeben wird
Wilhelm Matejka, Chefredakteur des RBB-Kulturradios: „Ich habe die Initiative zu einem Gespräch eingeladen und freue mich auf das Kennenlernen.“
Der Tagesspiegel, 24. Juni 2006
Initiative „Das ganze Werk“ in Berlin gegründet
Ihr Vorbild findet die Initiative in Norddeutschland, wo engagierte Radio-Hörer unter dem Motto „Das ganze Werk“ bereits seit zwei Jahren für eine Qualifizierung des NDR-Kulturprogramms eintreten
Deutscher Komponistenverband (dkv), 23. Juni 2006
Zur Resolution der Initiative Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg):
Der Sender muss ein abwechslungsreiches, an Qualität und am Kulturauftrag orientiertes Programm bieten, das zum Zuhören einlädt.
Deshalb erwarten wir,
• dass kulturradio von Montag bis Freitag in der Zeit von 6 bis 18 Uhr mindestens vier Stunden lang einheitliche und zusammenhängende Musiksendungen bringt und
• dass Kulturberichte, Lesungen, Essays, Hörspiele und Feature eigenständige Sendungen sind.
Beschluss der Gründungsversammlung am 22. Juni 2006 in Berlin
Zur Beitrittserklärung:
Der Initiative kann angehören, wer der Resolution vom 22. Juni 2006 zustimmt und der Initiative seinen Namen mitteilt. Ein Mitgliedsbeitrag wird nicht erhoben, um Spenden wird gebeten.