NDR - Korrespondenz

29.11.2004: Herr Romann lässt die Fachabteilung antworten

Welch eine Überraschung:
Die errechneten Zahlen sollen falsch sein!

Die von Ihnen formulierten Reichweitenrechnungen entbehren jeglicher wissenschaftlichen Grundlage

Das zu grundliegenden Datenmaterial kann nicht beliebig zusammen und auseinanderdividiert werden
Zahlenspiegeleien, Teil 5

29.11.2004

Sehr geehrte Frau Kossebau,

vielen Dank für Ihren Brief vom 31.10.04, den ich im Auftrag von Herrn Romann gerne beantworte.

Ich bitte Sie um Verständnis, dass wir Ihnen heute keine weiteren Daten zu unserem Kulturprogramm zur Verfügung stellen können. Um Ihnen die Ernsthaftigkeit unserer Auseinandersetzung mit den Kritikern unseres Programms zu demonstrieren, hat Ihnen Herr Romann mit den Zahlen in seinem ersten Brief bereits deutlich mehr Fakten geliefert, als dies im Medienbereich sonst üblich ist.

Ein Grund für diese Praxis ist die Komplexität des zu grundliegenden Datenmaterials. Wie bereits im ersten Brief erwähnt kann dieses nicht beliebig zusammen und auseinanderdividiert werden. Nicht umsonst unterhält der NDR eine Fachabteilung, in der sich Medienwissenschaftler gemäß der innerhalb der deutschen Hörfunklandschaft vereinbarten Standards mit der Auswertung und Aufbereitung der Reichweitendaten der einzelnen NDR-Programme beschäftigen.

Leider muss ich feststellen, dass die von Ihnen formulierten Reichweitenrechnungen jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und Kenntnisse der o.g. Auswertungsstandards entbehren.

Die darüber hinaus erbetenen Vergleichszahlen für Deutschlandfunk, Deutschlandradio und Klassikradio können selbstverständlich nur bei den entsprechenden Programmen abgefragt werden.

Nochmals herzlichen Dank für Ihr Interesse an NDR Kultur und ich hoffe, Sie bleiben dem Programm auch als kritische Hörerin gewogen.

Mit freundlichen Grüßen
X.Y.

Merkwürdig, nicht wahr?
Für uns gibt es für diese Blockade und Verhöhnung als unwissenschaftlich zwei mögliche Erklärungen:
1. Eine Hörerin hat sich schon zu weit in das Heiligtum des Zahlen-Hüters Romann eingearbeitet und soll nun verwirrt von dort vertrieben werden.
2. An den von Herrn Romann genannten Zahlen ist irgendetwas faul. Bevor dies zu Tage tritt oder die Verstrickung zunimmt, wird geschwind zum Rückmarsch gepfiffen.

Als absolute Zahlen für die "Hörer gestern" (Montag bis Freitag) hat Das GANZE Werk aus den verschiedenen Quellen errechnet:

Gebiet     Juli 2002     Veränderung     Juli 2004
Hamburg 7.000 plus 21.000 28.000
Mecklenburg-Vorpommern 21.000 plus 10.000 31.000
Niedersachsen 88.000 plus 13.000 101.000
Schleswig-Holstein 31.000 plus 11.000 42.000
NDR-Gebiet (von heute) 147.000 plus 55.000 203.000
Deutschland ohne NDR-Gebiet
(von heute)
59.000 minus 19.000
bzw.
minus 20.000
39.000
Deutschland 206.000 plus  36.000 242.000

Quelle für Juli 2002: Zahlen von Herrn Romann im Brief und im Artikel
grün und rot: eigene Berechnungen (Rundungsfehler von 1000 sind normal)
Quelle für Juli 2004: MA-Zahlen (NDR)

Lesen Sie die Korrespondenz zwischen der Hörerin I. Kossebau und Herrn Romann:

Zahlenspiegeleien, Teil 5
29.11.2004: Herr Romann lässt die Fachabteilung antworten
Welch eine Überraschung: Die errechneten Zahlen sollen falsch sein!
Die von Ihnen formulierten Reichweitenrechnungen entbehren jeglicher wissenschaftlichen Grundlage

Zahlenspiegeleien, Teil 4
31. Oktober 2004: Frau Kossebau bittet um weitere Zahlen
Ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie mir zu den von Ihnen aufgeführten Zahlen auch die Ausgangszahlen der Media-Analyse Juli 2002 nennen könnten

Zahlenspiegeleien, Teil 3
8. Oktober 2004: Antwort von Herrn Romann
Der Hörfunkdirektor gibt Zahlen-Geheimnisse preis - gnädigerweise
Vor allem in Hamburg, aber auch in den übrigen Sendegebieten kann sich NDR Kultur so deutlich verbessern, dass ich Ihnen die Ergebnisse nur allzu gerne offen lege

Zahlenspiegeleien, Teil 2
15. September 2004: Brief der Hörerin I. Kossebau an Herrn Romann
Zurückweisung einer Beleidigung und eine Frage zu Zahlen
Gibt es außerhalb von Hamburg nur ein Plus von 15.000 Hörern?

Zahlenspiegeleien, Teil 1
Anfang September: Der Artikel von Herrn Romann
Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal
Generelle Trendwende in der Hörfunknutzung

Weitere Leserbriefe und Kommentare zu dem Artikel:
Beschwerde eines Hörers an den Intendanten des NDR, von P. Schwiesow
Nun entdecken alle Ihre Hörer wieder, was Lessing vom ‚denkenden Zuschauer/Zuhörer' schreibt Kommentar von G. Ossenbrunner, Bremen

Die Waage gleicht der großen Welt:
Das Leichte steigt, das Schwere fällt.

Lessing, zitiert von HWeblog
Es wäre ein positives Zeichen, wenn Sie sich mit dieser Bewegung in einen kritisch-konstruktiven Dialog begeben würden., Leserbrief von Tom Pause
Es wäre fair, wenn NDR Kultur mit seinen Clubmitgliedern im Magazin in einen Dialog träte, statt es als Propagandablatt zu mißbrauchen., Leserbrief von C. Meffert
Die Aufgeschlossenen, Leserbrief von M. Siebert
Nicht empfehlenswert: Medienpartnerschaft mit NDR Kultur in Niedersachsen, Leserbrief von L. Baucke
Ein dankbarer Hörer..., Leserbrief von H. Jühlke

Artikel im KlassikClub Magazin 09/2004:
Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal, September 2004
Vorläufer-Artikel im Feuilleton Hamburg der WELT:
Ein Radioprogramm ist kein Konzertsaal, 27. Juli 2004
Hauptartikel vorher im Feuilleton Hamburg der WELT:
Ein Hörfunkprogramm kann Gegensätze gut nutzen
Leserbriefartikel von Theodor Clostermann zum Romann-Interview, 21. Juli 2004
Nicht warten, bis der Mond aufgeht
Interview von Lutz Lesle mit Programmdirektor Romann, 25. Juni 2004
NDR-Kultur: Ein Radioprogramm zum gepflegten Weghören
Bericht von Lutz Lesle über die Gründungsveranstaltung des Initiativkreises Das GANZE Werk, 17. Juni 2004