Beschlüsse des DGW-Sprecherrates (Nord)
Das GANZE Werk (Nord), 2. Februar 2009
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Sprecherrat der Bürgerinitiative
für mehr Radiokultur
Das GANZE Werk (Nord)
Zehn Thesen zum Tagesprogramm von NDR Kultur
Die Musik von den Fesseln der „aktuellen“ Wortbeiträge befreien
1. Die Hörgewohnheiten der norddeutschen Musik- und Kulturliebhaber haben sich in den letzten fünf Jahren erheblich verändert: Sie hören tagsüber NDR Kultur nicht mehr oder nur kurz und schalten enttäuscht ab oder hören andere Sender.
2. Für diese große Hörergruppe, der täglich ein Stück Kultur genommen wird, gilt die vom NDR aufgestellte Behauptung nicht, sie könnte oder wollte keine ganzen Werke mehr hören. Der NDR hat seine Behauptung bisher öffentlich nicht bewiesen.
3. NDR Kultur kann auch nicht von „Nebenbeihörern“ sprechen, wenn er volle Aufmerksamkeit für seine aktuellen Wortbeiträge erzielen will.
4. In der Praxis von NDR Kultur wird die Musik Mittel zum Zweck. Klassik zu senden, nur um Wortbeiträge auf Abstand zu halten, ist eine Kapitulation vor den Aufgaben des Informations-, Bildungs- und Kulturauftrages.
5. Die Musik wird als Füllmaterial zu den Wortbeiträgen missbraucht: Einzelsätze werden systematisch aus Kompositionen herausgetrennt und nach dem Zufallsprinzip gemischt, das Standardrepertoire rotiert fortlaufend mit unterschiedlicher Häufigkeit.
6. Die Musik wird unnötigerweise ständig von „aktuellen“ Wortbeiträgen eingeschlossen.
• Das Format „Focus Kultur“ wird im Durchschnitt stündlich gesendet, ein Beitrag dauert nur ca. 3 Minuten. Mehrere Themen werden wiederholt. Die Sendungen erfolgen in weitem Abstand zu den Nachrichten. Feste Zeiten haben nur der „Blick in die Feuilletons“ (6.15 Uhr) und „Neue Bücher“ (12.30 Uhr), alle anderen Beiträge (neue CDs, neue Hörbücher, Premieren, Konzerte, Lesungen, TV, Kino, Kulturereignisse) erscheinen ohne verbindliche Zeiten.
• „Aktuell“ (um 8.03, 12.03 und 17.03 Uhr) greift 3 Themen in Kurzform auf.
• Die Moderatoren sprechen die Themen zusätzlich bis zu 3x eigenständig an.
• Schließlich erscheinen normalerweise 2 Themen ausführlich im „Journal“ (19.04 Uhr).
Die verzweigte Konstruktion von „Focus Kultur“ + „Aktuell“ + „Journal“ mit all ihren Wiederholungen zwingt NDR Kultur einen Rhythmus auf, der zu einem grundlegenden Gestaltungsproblem führt. Schon eine Verschiebung von „Focus Kultur“ gleich hinter die Nachrichten würde der Musik wesentlich helfen.
7. Weitere gezielt eingestreute Moderationshinweise auf ausgewählte Interpreten und Termine führen zu dem Ergebnis, dass für ein Musikstück im Durchschnitt nur noch fünf Minuten übrig bleiben. Dabei verzichtet NDR Kultur auf die Möglichkeit eines thematischen roten Fadens. NDR Kultur informiert auch nicht über musikalische Zusammenhänge, sondern nur dürftig und zuweilen fehlerhaft über die gesendete Musik.
8. Mit der Behauptung, Hörer wollten keine ganzen Werke mehr hören, schafft sich NDR Kultur eine ausgedehnte „Service“-Fläche für „aktuelle“ CDs, Bücher, Hörbücher, Veranstaltungen usw. („Focus Kultur“ und das ganze Wortgeflecht). Die Hartnäckigkeit, mit der sich die Hörfunkdirektion gegen ganze Werke bzw. Musiksendungen stellt und den vermeintlichen Hörerwunsch vorschiebt, wirft die Frage auf, ob es weiterreichende Absprachen des NDR aus früheren Zeiten gibt.
9. Die Hörer werden außerdem durch lautstarke NDR-Eigenwerbung gegängelt, die bevorzugt in den noch freien Viertelstunden liegt und oft irreführend musikalisch beginnt: Jingle + Claim „Hören und genießen“ und die Trailer für „Kultur“-, „Radio“-, „Programm“- und „Fernseh“-Tipps (Kulturkarte der NDR Media GmbH, Musikwünsche und spätere Sendungen).
10. NDR Kultur hat als Kultursender die Aufgabe, die Musik von den Fesseln der „aktuellen“ Wortbeiträge und jeglicher Eigenwerbung zu befreien. Wir schlagen deshalb vor: In der Hauptsendezeit, d.h. vor- und nachmittags, richtet NDR Kultur in größerem Umfang gestaltete Wortsendungen (mit längeren Beiträgen zur Kultur) und Musiksendungen (mit zusammenhängenden musikalischen Werken) ein.
Das GANZE Werk (Nord), Der Sprecherrat, 2. Februar 2009
Lesen Sie zu den Beschlüssen des DGW-Sprecherrates (Nord) vom 2. Februar 2009:
Seit 5 Jahren tagsüber auf NDR Kultur: Musik und Wort nur noch stückweise
„Formatologen haben Minderheiteninteressen verbannt“ (HAZ)
Das GANZE Werk (Nord) reicht Eingabe und Beschwerde beim NDR-Rundfunkrat ein
• Das Programm sollte nach fünf Jahren gründlich evaluiert werden
• Abwanderungsbewegung
• Qualitativ höherwertige Kultursender im Westen und Süden Deutschlands
Eingabe an den Rundfunkrat des NDR gemäß § 13 NDR-Rundfunkstaatsvertrag
Das Tagesprogramm von NDR Kultur soll das Zuhören fördern
„In der Hauptsendezeit, d.h. vor- und nachmittags, richtet NDR Kultur in größerem Umfang gestaltete Wortsendungen (mit längeren Beiträgen zur Kultur) und Musiksendungen (mit zusammenhängenden musikalischen Werken) ein.“
Mit sieben Thesen zur Begründung:
1. Rundfunkstaatsvertrag und NDR-Staatsvertrag
2. Niedersachsenurteil des Bundesverfassungsgerichtes
3. Die Qualität eines Kulturprogramms
4. Öffentlich-rechtliche Aufgabe und Chance: mit qualitätvollen Sendungen das Zuhören als Kulturgut fördern
5. Neues von der ARD-Medienforschung
6. Die einzelnen Musiksätze und kurzen Wortbeiträge von NDR Kultur erfüllen den Kulturauftrag nicht
7. NDR Kultur liegt in der Schlussreihe der deutschen Kultursender
An den Rundfunkrat des NDR
Beschwerde wegen der Werbung bei NDR Kultur
Beweis Nr. 1: Der Roman „Ruhm“ von Daniel Kehlmann (Januar 2009)
Beweis Nr. 2: Adventskalender (Dezember 2008)
Beweis Nr. 3: Bevorzugung der drei „Major Labels“, insbesondere der DGG bei den neuen CDs
• NDR-Staatsvertrag, Midem 2009 und hr2-CD-Tipps
• Die Praxis von NDR Kultur ist dazu umgekehrt proportional (CD-Tipps am Thementag „CD-Neuheiten XXL“, CD-Tipps an einem normalen Wochentag und CD-Neuvorstellungen in einer normalen Woche)
• CDs weiterempfehlen, auch wenn die Besprechung negativ ausfiel? Warum?
• Fazit: Bevorzugung der drei „Major Labels“
Zehn Thesen zum Tagesprogramm von NDR Kultur
Die Musik von den Fesseln der „aktuellen“ Wortbeiträge befreien
u.a.: 1. Viele hören tagsüber NDR Kultur nicht mehr
5. Die Musik wird als Füllmaterial zu den Wortbeiträgen missbraucht
6. Die Musik wird unnötigerweise ständig von „aktuellen“ Wortbeiträgen eingeschlossen
7. Das Ergebnis: für ein Musikstück bleiben im Durchschnitt nur noch fünf Minuten übrig
9. Die Hörer werden durch lautstarke NDR-Eigenwerbung gegängelt
10. Die tatsächlichen Aufgaben für den NDR Kultur als Kultursender
Was spricht dagegen?
Anregungen für Alternativen im Tagesprogramm von NDR Kultur
1. „Aktuelle“ Wortbeiträge
2. Thematische Wortsendungen
3. Sender-Eigenwerbung
4. Musiksendungen
5. Moderation, Sprache und „Verpackung“