Das GANZE Werk - Presseschau
Deutscher Depeschendienst (ddp), 26. Dezember 2006
Das GANZE Werk, 27. Dezember 2006
Raff plädiert für bundesweite Angebote für Kinder oder im Bereich Wissen
Neuer ARD-Vorsitzender für bundesweites digitales Radio
Das GANZE Werk: Vorsicht Plog-Plan - „ein traditionelles Klassikprogramm und regional ausgeprägte Klassikwellen“ für jüngere Zuhörer
Neuer ARD-Vorsitzender für bundesweites digitales Radio © SR 2006 |
Der neue ARD-Vorsitzende Fritz Raff regt ein länderübergreifendes nationales ARD-Radio in digitaler Verbreitung an.
Das meldete der deutsche Depeschendienst am 26. Dezember 2006, keine Zeitung hat es - so sieht es aus - aufgegriffen.
Raff sagte der Nachrichtenagentur in Saarbrücken, dass es nicht ausreiche, die bestehende UKW-Landschaft abzubilden, um dem digitalen Hörfunk zum Durchbruch zu verhelfen. Es gebe in den ARD-Landesrundfunkanstalten viele Sendungen und Beiträge, die bundesweit von Interesse seien, aber nur bei den einzelnen Anstalten liefen. Wörtlich sagte er laut ddp:
«Warum soll man nicht einige Inhalte, die wir haben, national bündeln, um etwa bundesweite Digitalangebote für Kinder oder im Bereich Wissen zu machen?»
Über ein solches nationales Digitalprogramm der ARD müsse gemeinsam mit dem Deutschlandradio nachgedacht werden, weil es keine Konkurrenz zum Deutschlandradio sein sollte, das gegenwärtig das einzige öffentlich-rechtliche nationale Radio auf UKW sei.
Raff setzte sich außerdem dafür ein, dass die Ministerpräsidenten der Bundesländer die im geltenden Rundfunkstaatsvertrag festgelegte Begrenzung der Ausgaben im Onlinebereich auf 0,75 Prozent des jeweiligen Gesamtbudgets wieder aufheben.
«Diese Vorstellung entspringt dem Denken der analogen Welt, in der die Verbreitungskosten hoch und die Satelliten- und Kabelkapazität begrenzt waren. (...) Das ist nicht mehr zeitgemäß.»
Raff betonte, dass es in der digitalen Welt eine unglaubliche Vielfalt von Verbreitungswegen geben werde. Die Politik habe der ARD bereits ein Signal gegeben, dass die Beschränkung wieder aufgehoben werde.
«Da wäre es nicht logisch, wenn uns die Politik nicht die Chance geben sollte, die qualitativ guten Inhalte der ARD-Anstalten auf unterschiedlichen Wegen den Gebührenzahlern zur Verfügung zu stellen.»
Das GANZE Werk: Vorsicht - Plog-Plan
Es ist erstaunlich, dass wenigstens die private Konkurrenz, der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT), sich noch nicht zu Wort gemeldet hat, hatte sie es doch auch gleich getan, als im letzten Winter die Überlegungen zu einem neuen digitalen Hörfunkprogramm beim Bayerischen Rundfunk veröffentlicht wurden.
Die Digitalisierung von Fernsehen und Rundfunk wird sicherlich sehr viel verändern. Wir meinen, dass diejenigen, die sich für Radiokultur in Deutschland einsetzen, auch Journalisten, bei einem solchen Vorschlag wie dem von Herrn Raff aber sehr hellhörig und aufmerksam werden sollten.
Es ist für ARD-Planer ein Leichtes, einen „Bereich Wissen“ um einen „Bereich Kultur“ zu erweitern.
Dann wären wir - selbstverständlich zunächst nur digital - bei einem nationalen ARD-Kultursender. Das klingt dann so ähnlich, wie das ursprüngliche und schließlich abgewehrte Projekt einer digitalen Welle Bayern-4-Klassik (ohne UKW) vom Intendanten des Bayerischen Rundfunks, Professor Thomas Gruber.
Es würde auch dem RBB mit seinen Kulturradio-Problemen aus der Patsche helfen.
Und es geht noch direkter in die Richtung, die der Noch-NDR-Intendant Professor Jobst Plog in einem - ebenfalls von der Öffentlichkeit nicht beachteten - Interview mit dem Hamburger Abendblatt am 5. Juli 2006 angegeben hat:
Abendblatt: Wenn Sie das Geld ansprechen: Braucht denn wirklich jeder Sender ein eigenes Kulturprogramm im Radio?
Plog: Über Gemeinschaftsaufgaben muß man sicher nachdenken. Die Digitalisierung wird aber nicht die Verringerung des Angebots nach sich ziehen, sondern das Gegenteil. Man könnte nur als eine mögliche Entwicklungsideee gemeinschaftlich ein traditionelles Klassikprogramm machen und die regional ausgeprägten Klassikwellen noch stärker auf jüngere Zuhörer ausrichten.
In einem Brief im Anschluss an die Hamburger Podiumsdiskussion der Initiative Das GANZE Werk am 8. Juni 2006, zu der der NDR trotz der ursprünglichen Zusage nicht erschienen war, haben die Teilnehmer des Podiums und der Sprecherrat der Initiative an Herrn Plog zu seinem Interview-Vorschlag warnend geschrieben:
Die Republik flächendeckend mit Programmen wie NDR Kultur (tagsüber) auszustatten und daneben einen einzigen ARD-Kultur-Stern à la Arte zuzulassen, das würde noch mehr als schon jetzt zu einer Verarmung der Kulturlandschaft führen: es würde bestehende qualifizierte Programme verflachend angleichen, Orchester und Chöre der ARD-Anstalten in Frage stellen und die Existenz von Rundfunkredakteuren gefährden, ganz abgesehen davon, dass es den Föderalismus in kulturellen Belangen erheblich beschädigen würde.
Trotz der damit verbundenen und anderer Anfragen an den NDR zur Konkretisierung der Vorstellungen von Herrn Plog, hat sich der NDR dazu mit keinem einzigen Wort mehr geäußert. Es scheint für ihn zunächst ein Tabu-Thema zu sein. Er will wohl lieber im Stillen Tatsachen schaffen.