Das GANZE Werk - „Bayern 4 Klassik“ und „Junge Welle“
Ausschnitte zum alternativlosen Konzept für ein Jugendradio:
In der Vorlage von Grotzky heißt es, die Geschäftsführung habe „ein multimediales, interaktives, internetgestütztes Jugendangebot vorzubereiten“.
Neu ist der Fokus aufs Fernsehen: In dem BR-Papier steht, der multimediale Ansatz solle „um fernsehtaugliche Flächen erweitert werden, die auf BR alpha zur Verfügung gestellt werden könnten“. Das ursprüngliche Konzept von Rainer Tief, Wellenchef von BR 3, und Ulrike Ebenbeck, Chefin des Bayem-2-Jugendmagazins „Zündfunk“, werde „überarbeitet und auf eine digitale Ausstrahlung und ein Webradio ausgerichtet.“ Beworben werden könnte es durch Hörfenster in BRSendern. Der „Zündfunk“ selbst bleibe unberührt, so Brosche.
SZ-Artikel und Abschlusskommentar der Redaktion Das GANZE Werk:
Ein wirkungsvoller Hörer-Akt
35.813 Unterschriften und ein beachtenswerter Prominentenaufruf
Süddeutsche Zeitung, 2. Dezember 2006 (Ausschnitte)
Ein Netz aus Signalen
Nächste Woche prüft der Rundfunkrat die Zukunft der Jugendwelle des BR
Von Christina Maria Berr
Von junger Welle möchte Ruth Brosche eigentlich gar nicht mehr sprechen. Lieber redet die Vorsitzende des Hörfunkausschusses des Bayerischen Rundfunks (BR) von einem „jugendgerechten Programm“. Das nämlich könnte bald schon auf allen möglichen medialen Wegen zu den jugendlichen Hörern gelangen – nur eben nicht über eine Welle. „Jugendradio auf UKW“ sei für den Hörfunkausschuss vom Tisch, so Brosche.
In diesem Ausschuss war zuletzt unter anderem die Möglichkeit diskutiert worden, die Junge Welle zu Lasten von Bayern 4 Klassik ins UKW-Spektrum aufzunehmen. Hörfunkdirektor Johannes Grotzky erteilte dem Szenario allerdings bald eine Absage: Bayern 4 Klassik auf UKW stehe nicht zur Disposition.
Nun diskutierte das Gremium ein alternativloses Konzept für das Jugendradio: digital und multimedial. Das Konzept wird am 7. Dezember im Rundfunkrat vorgestellt. In der Vorlage von Grotzky heißt es, die Geschäftsführung habe „ein multimediales, interaktives, internetgestütztes Jugendangebot vorzubereiten“. Weiter: „Eine zusätzliche Einspeisung in das Kabel wird angestrebt.“ Allerdings verrät das Papier: „Digitalradio-Empfänger sind noch nicht sehr weit verbreitet“, die technische Reichweite sei für den Empfang in Gebäuden in Bayern noch eingeschränkt. (...)
Neu ist der Fokus aufs Fernsehen: In dem BR-Papier steht, der multimediale Ansatz solle „um fernsehtaugliche Flächen erweitert werden, die auf BR alpha zur Verfügung gestellt werden könnten“. Das ursprüngliche Konzept von Rainer Tief, Wellenchef von BR 3, und Ulrike Ebenbeck, Chefin des Bayem-2-Jugendmagazins „Zündfunk“, werde „überarbeitet und auf eine digitale Ausstrahlung und ein Webradio ausgerichtet.“ Beworben werden könnte es durch Hörfenster in BRSendern. Der „Zündfunk“ selbst bleibe unberührt, so Brosche. (...)
Abschlusskommentar der Redaktion Das GANZE Werk
Ein wirkungsvoller Hörer-Akt
35.813 Unterschriften und ein beachtenswerter Prominentenaufruf
„Intendant Thomas Gruber hatte schon vorab erklärt, Jugendangebot und Bayern 4 Klassik nicht zum ‚Gegenstand eines plebiszitären Akts‘ zu machen.“ (Süddeutsche Zeitung, 9. Dezember 2006)
Herr Gruber hatte aber selbst den Plan einer Jugendwelle auf UKW auf Kosten von Bayern 4 Klassik ins Spiel gebracht, und zwar am 26. Januar 2006 im Rheinischen Merkur:
Es ist aber vorstellbar, dass wir Bayern 4 Klassik eines Tages nicht mehr über UKW verbreiten, sondern digital und flächendeckend in viel besserer Klangqualität als heute üblich. Ich finde es nicht verwerflich, sich vorzustellen, einem attraktiven, jungen Programm die UKW-Frequenz zu geben und ein sehr viel kleineres, anspruchsvolles Klassik-Publikum, das jetzt schon in erheblicher Zahl auf das Kabel zurückgreift, auf digitalem Weg zu bedienen.
Der Bayerische Musikrat war also sehr gut beraten, nach der alarmierenden Rundfunkratssitzung im Oktober die großangelegte Unterschriftensammlung durchzuführen, denn der Original-Gruber-Plan hielt sich im Bayerischen Rundfunk bis zuletzt:
Die Entwickler um Rainer Tief, den Wellenchef von BR 3, und Ulrike Ebenbeck, die Zündfunk-Chefin, hatten offenbar zum Digitalradio stets die parallele UKW-Verbreitung als Planungsgrundlage.
Jetzt muss also tatsächlich neu bzw. anders geplant werden, ohne UKW:
Demnach soll im Herbst 2007 ein multimediales BR-Jugendangebot starten. (siehe oben)
Den Aufruf des Bayerischen Musikrats haben 35.813 Hörer unterschrieben, ein großer Erfolg. Ein Votum vieler Hörer hat den tief-gehenden Plan abgewehrt, der noch nicht einmal mit dem Kulturauftrag abgestimmt war. Und: trotz des Vorbehalts von Intendant Gruber gegenüber einem „plebiszitären Akt“ - das Votum der Hörer war ausschlaggebend: je erfolgreicher die Unterschriftenaktion und die Prominentenunterstützung verliefen, desto verbindlicher wurden die Zusicherungen für den Erhalt von Bayern 4 Klassik auf UKW:
1.: Wenn der Rundfunkrat eine Mehrheits-Empfehlung für (eine Junge Welle auf) UKW gibt, bin ich mir sicher, dass wir es machen.
(BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky am 23. Oktober 2006)
2.: Von Seiten der Geschäftsführung des Bayerischen Rundfunks steht die Ausstrahlung von Bayern 4 Klassik auf UKW nicht zur Disposition.
(BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky am 16. November 2006)
3.: Am Ende gab es ein alternativloses Konzept (für ein Jugendradio) von Hörfunkchef Johannes Grotzky – und einen Finanzposten von vier Millionen Euro dazu allein im Hörfunketat (am 7. Dezember 2006, siehe Süddeutsche Zeitung, 9. Dezember 2006, vgl. oben: „Nun diskutierte das Gremium ein alternativloses Konzept für das Jugendradio.“).
Eine wichtige Lektion der Auseinandersetzung: Die Hörer sind nicht nur als Nutzer und als Gebührenzahler wichtig, sondern gewinnen auch dadurch an Einfluss, dass sie sich gemeinsam für ein schützenswertes Kulturgut stark machen.
Nachdem Das GANZE Werk dringend um Unterstützung gebeten worden ist, haben wir es im Rahmen unserer Möglichkeiten publizistisch getan, hätte uns doch - in unserer Kampagne zur Wiederherstellung der Radiokultur auf NDR Kultur - ein Ende von Bayern 4 Klassik auf UKW sehr geschadet, während uns jetzt der Erfolg zur Rettung von Bayern 4 Klassik auf UKW sehr nützt.
Vor einigen Tagen schrieb uns der Präsident des Bayerischen Musikrats, Wilfried Hiller:
Vielen Dank für Ihre Mühe um die deutsche Kultur.
Verfasst am 10. Dezember 2006
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