NDR - der Intendant
Prof. Jobst Plog im Gespräch mit Stephan Lohr
NDR Kultur, 18.12.2004, 18.03 bis 18.30 Uhr
Aktuelle Kultur-Hofberichterstattung
Der etwas andere Kommentar zu den Hörfunk-Passagen
von Carsten Molnar
Dankenswerterweise hat das GANZE Werk das ganze Gespräch aufgezeichent, ausgewertet und die Passagen zum Hörfunk der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sonst wäre eine interessante Inszenierung einfach so im Äther verrauscht.
Hofberichterstattung - da denken Sie sicherlich spontan an den NDR und Rolf Seelmann-Eggebert. NDR ist richtig, mit Königen hat das Thema jedoch nichts zu tun, obwohl die Enthüllungen des GANZEN Werkes schon manchmal den Gedanken nahelegen, der NDR sei eine Hochburg feudalistischen Umgangs, so klar sind die Anweisungen von oben und so wenig wird Kritik toleriert auf der Domäne, Programmautonomie genannt.
Also nicht, aber vielleicht denken Sie - jüngere Hörer oder Leser ausgenommen, aber aufgepasst - an die Interviews mit Altbundeskanzler Helmut Kohl vor einigen Jahren im Bericht aus Bonn?
Da haben Sie völlig recht,... Ja, sehen Sie,... Ich kann Ihnen da nur zustimmen,...
das erwartete der Zuschauer schon fast automatisch von Kohl, wenn Ernst Dieter Lueg (1930-2000) - mit aufmerksam-angespanntem Gesicht, welches die Gewissheit ausstrahlt, jetzt wird's richtig ... spannend - Fragen stellte, die für Kohl gar keine Fragen mehr waren.
Doch wir können die Gesichter nicht sehen, sind beim Radio und bei Stephan Lohr, zuständig für Aktuelle Kulturmagazine bei NDR Kultur:
Lohr: Hier (bei den Radioprogrammen der ARD) leistet sich ja Öffentlich-Rechtlich etwas, was es privatwirtschaftlich so nicht gibt?
Plog: Richtig...
Lohr: An der Stelle sind wir Monopolisten geblieben?
Plog: Ja,...
Lohr: Auch das, dieses Erhalten, ist eine Frage der öffentlich-rechtlichen Verpflichtung?
Plog: Richtig, das sehe ich so...
Langweilig, nicht war? Kultur-Hofberichterstattung eben. Und keine einzige kritische Frage, obwohl es um NDR Kultur und den Reformprozess geht.
Auf einmal gibt es kein Ja, Richtig oder Auch. Erstaunlich? Stephan Lohr denkt sich zu sehr in die Rolle eines eifrigen Rundfunkreformers hinein:
Lohr: Nun haben wir einen Medienwechsel erkannt: dass das Radio ein Begleitmedium ist, eher beiläufig gehört wird und nur noch kleine spezielle Minderheiten zu speziellen Sendungen anspricht.
Begleitmedium und beiläufig und kleine spezielle Minderheiten und spezielle Sendungen - peinlich, peinlich. Marginalisierung pur als tägliche Radiopraxis? Da will der Intendant nun doch nicht mitziehen:
Plog: Wir haben Angebote, die etwa im Informationsbereich nicht schlagbar sind.
Und der Intendant kommt ins Schwärmen über den NDR:
Plog: Wenn ich morgens um Viertel nach sieben den Wecker höre und der Wecker ist das Radio, höre ich zunächst einmal NDR Info und ich weiß eins genau: Wenn ich die nächste Viertelstunde drauf bleibe, dann weiß ich, was bis eine Viertelstunde vorher passiert ist. (...) Man steigt in einen Info-Kanal ein, man wechselt auf einen anderen Kanal, auf NDR Kultur, um kulturelle Informationen schwerpunktmäßig zu haben, um Musik zu hören. Das ist eine Weiterentwicklung, die Sie so sicher früher auch nicht gehabt haben.
Gefällt Ihnen das? Aus dem Leben gegriffen? Belanglos? Die Botschaft heißt: Info spielt die erste, kulturelle Info die zweite und Musik erst die dritte Geige. Und dafür brauchen wir eine aktuelle - Sie wissen schon.
Lieber ist mir ein Streitgespräch, mit einem Musikprofessor oder mit Theodor Clostermann auf der einen Seite, die gezielte Fragen stellen, und einem Vertreter des NDR auf der anderen, der ordentlich ... ins Schwitzen kommt, bei
einer sachlichen Diskussion im Programm von NDR Kultur mit Befürwortern und Gegnern der Reform.
Stammen diese Worte nicht auch von Intendant Plog? Vielleicht. Er hat sie wenigstens unterschrieben. Und in der Tat nicht eingehalten.
Lesen Sie dazu:
Ankündigung des Interviews von NDR Kultur
Ausschnitte des Gesprächs zum Thema Hörfunk