Felix Mendelssohn Bartholdy zum 200. Geburtstag
kulturradiorbb, Januar bis Juni 2009
Serie von Christine Lemke-Matwey in 26 Folgen mit einer ausführlichen Darstellung von Mendelssohns Leben und Werk
Die Sonntagsserie zu Mendelssohn Bartholdy, ein Qualitätsprodukt
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Von Jürgen Thomas
Zum 200. Geburtstag von Felix Mendelssohn Bartholdy, würdigt das kulturradiorbb diesen deutschen Komponisten ausgiebig. Neben einem „Thementag“ am 3. Februar wird er vor allem in der „Sonntagsserie“ von Christine Lemke-Matwey ausführlich vorgestellt:
Mendelssohn gilt ... als Mitbegründer eines bürgerlichen Musiklebens in Deutschland. Er ist einer der ersten, der mit Taktstock dirigiert, und er ist einer der ersten, der sich in Institutionen verwirklicht. Als Kind reicher, überaus ehrgeiziger Eltern, als Zögling Zelters und Schüler der Berliner Singakademie findet Mendelssohn sich in eine preußisch-protestantische Tradition hineingestellt, die ihm von Anfang an vor allem eines abverlangt: zu funktionieren. Dem beugt er sich. Das tut er. Und bricht doch immer wieder aus diesem selbst auferlegten Korsett aus, auf seine Weise.
Diese Offenheiten, diese Sollbruchstellen im Werk aufzuspüren und das lebendige Bild eines deutschen Komponisten im Kontext seiner Zeit zu zeichnen, ist das vordringliche Anliegen in den 26 Folgen unserer Sendereihe.
[Quelle: Felix Mendelssohn Bartholdy – Eine Sendereihe zum 200. Geburtstag von Christine Lemke-Matwey]
Die Inhaltsangabe zu allen Folgen ist auf der RBB-Homepage und den dortigen Querverweisen nachzulesen. Auf diesen Seiten sind (befristet) auch die Manuskripte der Sendungen und eine Gesamtbroschüre als PDF-Dateien zu erhalten; diese stehen (voraussichtlich dauerhaft) auch über Manuskripte zur Mendelssohn-Serie zur Verfügung.
Mendelssohn – eine umfassende Darstellung
Schon die Themen der ersten sechs Sendungen machen Lust zum Hören oder wenigstens zum Nachlesen in den Manuskripten:
Erster Teil: Wunderjahre
• Vorurteile: Warum Mendelssohn trotzdem ein guter Komponist ist
• Auf preußische Art: Die Mendelssohns und die Berliner Singakademie
• Eine Frage der Öffentlichkeit: Die Tradition der Sonntagsmusiken
• »Göthe, sein Vorbild«: Mendelssohn in Weimar
• High Society: Kleine Revue der Mendelssohn-Zeitgenossen
• Glaube und Gesellschaft: Abraham Mendelssohn und sein Judentum
Ausführliche Bearbeitung – so geht es auch!
Intensiv setzt sich die Autorin mit den Vorurteilen auseinander und begründet – inhaltlich und mit Musikbeispielen – die Qualität des Komponisten Mendelssohn Bartholdy. In vielfacher Hinsicht – z.B. Zelter und die Sing-Akademie, Abraham Mendelssohn und die Integration und Assimilation der Juden in Preußen und Deutschland – werden die Wirkungen auf Mendelssohn und seine Zeit beschrieben. Die Bedeutung und Wechselwirkung der beiden Geschwister Fanny und Felix aufeinander im Leben und Wirken wird wiederholt herausgearbeitet.
Es ist anzunehmen, dass auch die späteren Sendungen gleichermaßen umfassend und fundiert gestaltet werden.
Eine kleine Einschränkung ist im Hinblick auf die Auswahl und Zusammenstellung der Musik zu machen. „Ganze Werke“ werden nur bei kürzeren Stücken – z.B. den Ouvertüren oder den Streichersinfonien – gespielt. (Insofern ist die Serie kein Ersatz dafür, dass Mendelssohn Bartholdy zurzeit im RBB-Sonntagskonzert nicht berücksichtigt wird.) Die „Italienische Sinfonie“ kommt zwar in der ersten Folge mit allen vier Sätzen vor (und später erneut), aber nicht hintereinander und nicht in der „richtigen“ Reihenfolge. Ich will mich damit trösten, dass bei der „Sonntagsserie“ der Text die Hauptrolle spielt und die Musikauswahl zur Dramaturgie des Textes passen muss.
Es ist eine große Erleichterung, dass das kulturradiorbb wenigstens am Wochenende, außerhalb der formatierten Sendefläche, ein qualitativ hochwertiges Programm sendet und dort seinen Kulturauftrag beachtet.
Abgeschlossen am 18. März 2009
Lesen Sie auch diese Berichte zu Mendelssohns 200. Geburtstag im Rundfunk:
kulturradiorbb: Eine ausführliche Darstellung von Mendelssohns Leben und Werk
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