Das GANZE Werk - Presseschau (Dokumentation)
Überraschend haben sich Ex-Bavaria-Chef Thilo Kleine und sein früherer Arbeitgeber auf einen Vergleich geeinigt - Insider gehen davon aus, daß Kleine seine Behauptungen über Anweisungen von ARD-Programmdirektor Günter Struve vor Gericht hätte belegen können
DIE WELT, 31. März 2006 (Ausschnitt)
ARD-Schleichwerbeskandal: Stillschweigen vereinbart
Berlin - Die ARD will den im vergangenen Jahr offenbar gewordenen Schleichwerbeskandal in ihrer Tochterfirma Bavaria offenbar ohne weiteres öffentliches Aufsehen beenden. Überraschend haben sich jetzt Ex-Bavaria-Chef Thilo Kleine und sein früherer Arbeitgeber auf einen Vergleich geeinigt, der die fristlose Kündigung zurücknimmt und den ursprünglich bis 2008 laufenden Vertrag „einvernehmlich“ zum 28. Februar dieses Jahres beendet. Weitere Erklärungen werde man nicht abgeben, heißt es. Damit dürfte vor allem sichergestellt werden, daß Kleine vor Gericht keine weiteren schmutzigen Details über die Vorgänge ans Licht bringt, von denen die ARD-Chefs angeblich nichts geahnt haben wollen.
Tatsächlich gilt Kleine als eine Schlüsselfigur in dem Skandal, bei dem jahrelang in ARD-Serien wie „Marienhof“, „In aller Freundschaft“ oder „Tatorten“ Geld für Themen- und Produkt-Placements in das ARD-Unternehmen geflossen war. Nach seiner Kündigung hatte der Bavaria-Chef öffentlich erklärt, daß es von ARD-Programmdirektor Günter Struve sogar Anweisungen zur Akquise von Schleichwerbung zur Zusatzfinanzierung von TV-Movies gegeben habe. Struve selbst soll bei entsprechenden Gesprächen vertreten gewesen sein, was dieser bestreitet. Insider gehen allerdings davon aus, daß Kleine seine Behauptungen über diese illegalen Geschäftspläne mit einem Unternehmen namens Content AG vor Gericht auch hätte belegen können.
Wie teuer der Vergleich mit Kleine ausgefallen ist, das bleibt ebenfalls im Dunkeln des Stillschweigeabkommens. Zu den sieben ausstehenden Monatsgehältern dürften für den 53jährigen Kleine noch Regelungen über seine Pensionsrückstellungen und gegebenenfalls weitere Abfindungszahlungen eine Rolle gespielt haben. Aufzubringen sein werden die Vergleichskosten nicht direkt aus den Gebührentöpfen der ARD-Sender, sondern von der Bavaria, an der WDR, BR, SWR und MDR insgesamt etwa drei Viertel der Anteile halten.
Getroffen wurde die Einigung jetzt bei einem am Landgericht München I gelagerten Mediationsverfahren. Dort sei es „gelungen, beide Parteien in Anbetracht bestehender Prozeßrisiken dazu zu veranlassen, von der einseitigen Durchsetzung der jeweils vertretenen Rechtspositionen Abstand zu nehmen“, heißt es in einer Bavaria-Erklärung. (...) (nach einer dpa-Meldung)
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