Das GANZE Werk - Presseschau
Frankfurter Rundschau, 7. und 8. Februar 2005
HESSISCHER RUNDFUNK
HR-Klassik und Magazine fallen Kürzung zum Opfer
Frankfurt a. M. · 6. Januar · dpa/ap · Die angekündigten neuerlichen Kürzungen im Hessischen Rundfunk von knapp 40 Millionen Euro bis 2008 betreffen Sendungen sowie auch öffentliche Veranstaltungen. So wird die Welle HR-Klassik eingestellt, nach Worten von Intendant Helmut Reitze soll sie in den Sender HR2 "integriert" werden. Bei Hörspielen solle es mehr kostengünstige Wiederholungen und Übernahmen geben, so Reitze in Frankfurt vor den HR-Kontrollgremien. Im Fernsehen sollen das Auslandsmagazin auswärts und das Magazin service: natur gestrichen werden. Die Kürzungen berühren auch das traditionsreiche "Jazz Festival", das nicht mehr wie bisher finanzierbar sei. In Kassel soll das "Traumtänzer-Festival" entfallen. Insgesamt will der HR mehr als 60 Planstellen streichen.
Das öffentlich-rechtliche Profil des HR solle jedoch "möglichst weitgehend" erhalten bleiben, so Reitze. Deshalb blieben Radio-Sinfonie-Orchester und hr Big Band bestehen, betonte der Intendant.
Frankfurter Rundschau, 7. Februar 2005
Kürzen, wo es weh tut - Der HR spart an der Kultur
Von Daland Segler
Als Helmut Reitze zum Intendanten des Hessischen Rundfunks gewählt wurde, bekam er genau eine Stimme mehr als sein Gegenkandidat Heinz-Dieter Sommer. Der war im Sender selbst groß geworden und ein Mann des Hörfunks. Reitze bot dem unterlegenen Kollegen selbstredend Zusammenarbeit an - und hat sich seither am Hörfunk schadlos gehalten, wenn es um Sparen, Streichen, Kürzen ging. Das gilt auch für die jüngste Entscheidung, noch einmal 40 Millionen Euro mehr bis 2008 zu sparen.
Denn das Hessenfernsehen, das den Quoten nach schlechter dasteht als die anderen ARD-Anstalten, bleibt weitgehend verschont. (...) "Unterhaltungsprogramme kann jeder machen", hatte Reitze noch nach seiner Wahl gesagt, dies entspreche nicht dem öffentlich-rechtlichen Auftrag.
Es fällt weg, was auffällt
Vielleicht kann man im Fernsehprogramm ja tatsächlich nicht so viel sparen, aber die jetzt verkündeten Entscheidungen haben doch eine unverkennbare Linie: Es trifft die Kultur, und es soll wegfallen, was in der Öffentlichkeit besonders auffällt. Das gilt zunächst für das Deutsche Jazzfestival, das älteste seiner Art und selbstverständlich eher ein Angebot für Hörer, wenngleich es auch im Hessenfernsehen übertragen wurde. Direkt betroffen sind auch die Hörer von HR-Klassik, das nun, so die Sprachregelung, in HR2 "integriert" werden soll: Die Kulturwelle musste ja schon als Asyl für Der Tag und Schwarz-Weiß dienen, die populären Opfer des jüngsten Hörfunk-Umbaus im Sommer 2004. Wer also ein reines Klassik-Programm hören will, wird künftig zu Bayern 4 umschalten müssen.
Beim Personal sollen 60 Planstellen abgebaut werden. Wo, das hat der Sender einstweilen nicht präzisiert - was für den Hörfunk auch nicht das Beste hoffen lässt. Immerhin aber bleiben zwei der profiliertesten "Marken" des HR erhalten: das Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt und die HR-Bigband. Und vielleicht bekommt mit der Bestallung des ehemaligen Hessenschau-Chefs Manfred Krupp als neuem Fernsehdirektor das Element der Information im Hessenfernsehen wieder mehr Gewicht. Denn wie sagte Helmut Reitze richtig: "Unterhaltungsprogramme kann jeder machen."
Frankfurter Rundschau, 8. Februar 2005
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