Kulturwellenvergleich Nr. 2
Das GANZE Werk (Nord), 8. Oktober 2007
Mitteilung zum Kulturwellenvergleich Nr. 2 - Montag, 18. Juni 2007,
7 bis 8 Uhr - Neun Kulturwellen im Vergleich
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Das Tal der niederen Radiokultur
in den nord- und mitteldeutschen Sendegebieten
Morgenstund' hat Gold im Mund, ...
Stellen Sie sich vor, ein öffentlich-rechtlicher Sender würde zur Hauptsendezeit keine ganzen Spielfilme mehr zeigen, sondern nur noch - und wiederholt - die bekanntesten Filmszenen, mit der Begründung, die Zuschauer könnten sich die Filme als DVD kaufen...
So ergeht es im Hörfunk tagsüber tatsächlich der Gruppe der Kultur- und Musikliebhaber in den nord- und mitteldeutschen Sendegebieten. Für sie gibt es keinen vertrauten Sendeplatz mehr, obwohl sie Gebühren zahlen und die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten einen staatsvertraglich festgelegten Bildungs- und Kulturauftrag haben.
Statt ganzer Kompositionen, längerer Musik- oder Wortsendungen bringen diese Sender als „Tagesbegleitung“ von 6 bis mindestens 18 Uhr fast durchgehend einen Mix aus beliebig zusammengewürfelten und sich wiederholenden Musiksätzen der Klassik, abgelöst von vielen dazwischengestreuten Wortbeiträgen aus der Rubrik Kultur-Nachrichten und -Tipps. Ein erster Kulturwellenvergleich der Initiative „Das GANZE Werk (Nord)“ hatte im Oktober 2006 am Beispiel von fünf Kultursendern und zwei Sendestunden am Nachmittag deswegen ein deutliches Kultur-Gefälle zum Norden hin festgestellt.
Jetzt hat die Initiative zusammen mit der Initiative „Das GANZE Werk (Berlin-Brandenburg)“ einen zweiten Kulturwellenvergleich vorgelegt. Dieses Mal wurde für Montag, 18. Juni 2007, die Zeit zwischen 7 und 8 Uhr untersucht. In dieser durch Mobilität gekennzeichneten Stunde der sogenannten Prime-Time des Hörfunks sind inzwischen alle Kultursender, trotz verschiedener Hörerproteste, dem aus der Popmusik stammenden Sendeschema der Häppchen gefolgt. Selbst unter diesen formal angeglichenen Bedingungen stellten die Initiativen markante Qualitätsunterschiede fest. Sie zogen folgende Bilanz:
... doch es ist nicht alles Gold, was glänzt
In den von 7 bis 8 Uhr beobachteten Sendungen mit ihrer Mischung von Information, Kultur und Musik fielen uns - allerdings mit deutlicher Abstufung - am positivsten der Bayerische Rundfunk, der Westdeutsche Rundfunk und der Hessische Rundfunk auf. (...)
Diese (markanten Unterschiede) lassen sich nicht allein durch die morgendliche Hektik erklären, sondern weisen wohl eher auf einen zu lockeren Umgang mit der Materie und der Sprache hin. Diese Lockerheit amüsiert nicht jeden Hörer, sondern wird vielfach als Anbiederung abgelehnt.
Angeblich sollen durch die Sendepraxis des musikalisch-kulturellen Potpourris mehr junge Hörer für die Kulturwellen gewonnen werden. Diese Rechnung scheint aber nicht aufzugehen. Erstens haben die entsprechenden Kulturwellen bisher keinen qualitativen Nachweis für eine Zustimmung zu dieser Häppchen-Praxis veröffentlicht (fragen Sie doch einmal bei den Hörfunkdirektionen nach). Zweitens widerspricht der von ihnen eingeplante Verzicht auf ältere Zuhörer der gegenwärtigen demographischen Entwicklung. Und drittens lassen sie sich auf ein langfristiges Eigentor ein: In vielen Familien werden Kinder von ihren Großeltern betreut, die zur Vermittlung von Musik und Kultur an ihre Enkel keine passenden Radiosendungen mehr finden.
Unter dem Strich bleiben die Fragen: Warum kann die Gruppe der Kultur- und Musikliebhaber in den nord- und mitteldeutschen Sendegebieten tagsüber nicht solche Sender wie in den anderen Gebieten Deutschlands hören? Warum gibt es in der Radiokultur so unterschiedliche Lebensverhältnisse?
Reinbek, Hermannsburg, 8. Oktober 2007
gez. Theodor Clostermann, gez. Ludolf Baucke, Sprecher
Lesen Sie aus den Veröffentlichungen der Initiative Das GANZE Werk (Nord):
• Kulturwellenvergleich Nr. 2 - Montag, 18. Juni 2007, 7 bis 8 Uhr
Morgenstund' hat Gold im Mund, doch es ist nicht alles Gold, was glänzt
Neun Kulturwellen im Vergleich
• Radiokultur in Deutschland zweigeteilt?
Kulturwellen im Nord-Süd-Profil
Kurzfassung und Broschüre des Kulturwellenvergleichs Nr. 1 (8. August 2006, 15 bis 17 Uhr)
• Programmvorschläge der Initiative Das GANZE Werk (Nord)
Beschluss vom 9. April 2006 für die Podiumsdiskussion am 8. Juni 2006 in Hamburg