Das GANZE Werk - Presseschau
tageszeitung (taz), 17. November 2007
Der für seine Akustik als Juwel gerühmte Sendesaal soll ersetzt werden
Ein Klang zum Heulen
Das Event-Studio im neuen Funkhaus hat ein akustisches Problem. Das sich lösen lässt, behauptet der Sender
Hinter schweren, schalldichten Schiebetüren im Erdgeschoss des neuen Radio-Bremen-Funkhauses verbirgt sich ein Raum, der dem Sender noch einiges an Ärger einbringen könnte: Das so genannte Event-Studio. Der Ort ist bereits bekannt, weil er den für seine Akustik als Juwel gerühmten Sendesaal ersetzen soll, dessen Zukunft ungewiss ist.
Das allein ist für den neuen Raum im Weser-Haus eine Bürde, die er nicht leicht wird abschütteln können. Allerdings scheint es auch tatsächlich Probleme zu geben, vor allem, was die Akustik angeht. Ohrenzeugen beschreiben sie nach den ersten Einsätzen der neuen Halle für die Talkshow 3 nach 9 als „blechern“, eine kundige Stimme des Senders steigert diesen Eindruck gar zu einem eigentlich nicht zitierfähigen Wort: „Beschissen“ sei der Raumklang, eine andere Bezeichnung passe einfach nicht. Sämtliche Konzerte dort seien bislang sowohl vom Ablauf als auch von der Akustik her „unterirdisch“ gewesen.
Abläufe lassen sich korrigieren. Und auch bei Jazz und Pop, das räumen die Kritiker ein, sei es mit Hilfe der Tontechnik möglich, nachzuregeln. Für Konzerte mit klassischer Musik sehen Kenner allerdings schwarz: „Die können wir da schlicht vergessen“, hieß es. Das Erste habe einigen HörerInnen Tränen in die Augen getrieben. Und zwar nicht, weil alles so schön klang.
Das Event-Studio, hieß es, reiche „in keinster Weise an den Sendesaal heran: Der war Ferrari, was wir jetzt haben, ist Trabi“. Sollte der Sendesaal wirklich abgerissen werden, dann würfe das Bremen in die tiefste Provinz. Den Umfang und die Qualität bisheriger Konzerte werde es in dem Event-Studio jedenfalls nicht geben. Sender-Sprecher Michael Glöckner wies die Kritik am Event-Studio anlässlich eines Rundgangs durch das Funkhaus zurück. Dann müsse die Firma, die den Saal eingerichtet habe, eben nochmal kommen und nachbessern. Das sei doch gar kein Problem.
Die kundige Person aus dem Sender kann da nur lachen, zynisch lachen: „Aha, das geschulte Fachpersonal hat gesprochen. Auch wenn es nicht den Hauch einer Ahnung hat.“ Einen Raumklang im Nachhinein noch tiefgreifend zu verändern gilt allerdings als außerordentlich schwierig. fez