Das GANZE Werk - Presseschau
Main Post, 24. Februar 2006
Ein Intendant aus der Journalistenfamilie - NDR-Chef Plog wird 65
Schon als Schüler kam Jobst Plog mit dem Journalismus in Berührung
Von Almut Kipp und Klaus Koch
NDR-Intendant Jobst Plog feiert an diesem Sonntag seinen 65. Geburtstag. dpa |
„Aber meine Mutter meinte, einer möge etwas Vernünftiges machen. Dazu war ich dann ausersehen“, sagt Plog. So wurde er 1970 Rechtsanwalt in Hannover und dann Justiziar des Norddeutschen Rundfunks, den er seit 1991 als Intendant leitet. Am 26. Februar feiert Plog seinen 65. Geburtstag.
„Ich war schon überrascht, als der damalige NDR-Intendant Martin Neuffer mich 1976 fragte, ob ich mir vorstellen könnte, als Justiziar zum Sender zu kommen“, erzählt Plog. Nach mehreren Prozessen, die in der Öffentlichkeit Beachtung fanden, hatte er sich auf eine Karriere als Anwalt und Strafverteidiger eingestellt. Doch ihn reizten das Medienrecht und die Aussicht, etwas ganz anderes zu machen - „mehr aus Spieltrieb“. Im ersten Anlauf lehnte der CDU-dominierte Verwaltungsrat das SPD-Mitglied Plog noch ab. Erst nachdem sich die Gremienmitglieder etwas näher mit der Person des Kandidaten befasst hatten, stimmte dasselbe Gremium fünf Tage später der Einstellung Plogs zu. Am 15. Januar 1977 trat er sein neues Amt in Hamburg an.
Es war die Zeit erbitterter Auseinandersetzungen um die politische Ausrichtung des Senders. Die CDU-Ministerpräsidenten von Schleswig- Holstein und Niedersachsen, Gerhard Stoltenberg und Ernst Albrecht, hatten den Staatsvertrag über den „Rotfunk“ NDR gekündigt und setzten im neuen Vertrag eine größere Selbstständigkeit ihrer regionalen Funkhäuser durch. Zum stellvertretenden Intendanten rückte Plog 1980 auf, als mit Friedrich Wilhelm Räuker erstmals ein CDU-Mitglied zum Intendanten gewählt wurde. „Es ging damals streng nach Parteienproporz zu“, sagt Plog: „Intendant von der CDU, Stellvertreter von der SPD“.
Als Plog 1991 selbst Intendant wurde, widmete er sich gleich der Aufgabe, Mecklenburg-Vorpommern als viertes NDR-Land ins Boot zu holen. Er verfolgte dieses Ziel auch weiter, als schon ein gemeinsamer Sender Mecklenburg-Vorpommerns mit Berlin und Brandenburg perfekt schien. Seit 1992 ist der NDR die einzige Vierländeranstalt. „Man kann im Norden lange überleben, wenn man einen vernünftigen Job macht“, bilanziert Plog.
Zwei Mal in seinen bislang 15 Jahren als Intendant war Plog auch ARD-Vorsitzender: 1992/1993 und 2003/2004. Besonders die zweite Periode war mit politischem Sprengstoff gefüllt. In der Auseinandersetzung über die Rundfunkgebühren warnte Plog die Ministerpräsidenten davor, sich rechtswidrig über das Votum der Gebührenkommission KEF hinwegzusetzen. Diese Linie hielt er auch durch, als die Länder unbeeindruckt die KEF-Empfehlung nach unten korrigierten. Die ARD ging gegen die Landesregierungen nach Karlsruhe. Auf ein Grundsatzurteil wird nun gewartet.
Wie geht es weiter mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen? Nach Plogs Überzeugung hat es dann eine Zukunft, wenn sich ARD und ZDF auf eine gemeinsame Strategie einigen, die sowohl Qualität als auch Quote sichert. „Wir brauchen Binnenkonkurrenz auf dem Informationssektor, denn die Privatsender sind hier keine echten Konkurrenten.“ Er selbst beteiligt sich als Vorsitzender der ARD-Strategiekommission: „Die alten Elefanten müssen noch etwas auf den Weg bringen.“
In seiner Freizeit hält sich der Kunstliebhaber mit Sport fit. Zwei- bis drei Mal in der Woche läuft er um Hamburgs Außenalster. Und mit dem Rennrad fährt er in Norddeutschland oder in Frankreich, wo er zwischen Avignon und Nimes ein Haus hat, bis zu 120 Kilometer am Tag.
Natürlich weiß Plog, dass mancherorts schon Ausschau nach einem Nachfolger an der NDR-Spitze gehalten wird. Sein Vertrag läuft noch bis zum 15. Januar 2009, „doch ich kann jährlich aussteigen“, betont er. „Wenn eine Lösung gefunden wird, die gut für den Sender ist, habe ich kein Problem damit, vorher zu gehen.“ Damit ist auch klar, dass er sich den vorzeitigen Ausstieg von niemandem aufzwingen lassen will. „Ich bin ganz entspannt“, sagt er. „Die Zeit beim NDR ist mir doch kurz erschienen.“ dpa