Das GANZE Werk - Presseschau (Dokumentation)
Welt am Sonntag, 8. Januar 2006 (Ausschnitte)
Interview mit NDR-Intendant Prof. Jobst Plog
... über Fußball (...) und schwere Zeiten
Das Gespräch führte Volker Corsten
Jobst Plog feiert nächste Woche ein Jubiläum, seit 15 Jahren ist er Intendant des NDR. Er ist gutgelaunt an diesem Tag. Vermutlich weil er gerade erst aus der Provence, „seinem zweiten Standbein“, nach Hamburg zurückgekehrt ist.
Welt am Sonntag: Wenn Sie das ARD-Jahr mit einem Wort bezeichnen müßten, welches wäre das?
Jobst Plog: Gemischt. Das ZDF hat den Sieg bei den Marktanteilen ein bißchen früh gefeiert, denn am Jahresende waren wir gleichauf. Die Dritten, wenn man sie zusammenrechnet, waren sogar zum ersten Mal vorne. Insgesamt war es kein sehr spektakuläres Jahr.
„Die Schleichwerbungs-Affäre war ein Problem der Bavaria“
WamS: Nicht? Die meistgenannten Begriffe im Zusammenhang mit der ARD waren 2005 „Katastrophe“, „Image-GAU“ und „Desaster“.
Plog: Die beziehen sich wohl auf die Schleichwerbungs-Affäre, und die war kein Problem des NDR, auch nicht der ARD. Es war ein Problem der Bavaria.
WamS: Die gehört unter anderem WDR, MDR und SWR. Es gab aber auch bei der NDR-Tochter Studio Hamburg Schleichwerbung...
Plog: Studio Hamburg hatte nur wenige Fälle auf zehn Jahre verteilt. Die Leute sind längst ausgeschieden oder rausgeflogen. (...)
„Für uns gibt es keinen anderen Weg, als auf der strikten Trennung von Werbung und Programm zu beharren“
WamS: Macht Ihnen eigentlich Sorgen, daß in Brüssel gerade verhandelt wird, ob man Schleichwerbung in Zukunft legalisieren soll?
Plog: Für uns, glaube ich, gibt es überhaupt keinen anderen Weg, als auf der strikten Trennung von Werbung und Programm zu beharren, und sie dort, wo die Grenzen ins Rutschen geraten sind, wieder herzustellen. Für unsere kommerziellen Konkurrenten stehen dank ihrer politischen Lobby die Aussichten ganz gut, daß sie sich durchsetzen. Ich glaube aber, daß sich der Schwerpunkt des Privatfernsehens aus der Werbefinanzierung zum Pay-TV verlagern wird.
WamS: Warum?
Plog: Wegen der schwindenden Werbegelder werden viele aufwendige Programmformen davon allein nicht mehr finanziert werden können. Das haben Sie schon sehr deutlich gesehen bei den Fußball-Rechten. Bald wird nur noch Pay-TV teure Spielfilme und Spitzenprodukte im Sport refinanzieren können.
„Ich versuche irgendwie über die Werbeblöcke der Sportschau zu kommen.“
WamS: Die ARD gehört bei dem Rennen um die Bundesliga-Rechte zu den Siegern. Es stellt sich die Frage: Warum müssen Gebühren ausgegeben werden, wenn die „Sportschau“ am Ende so aussieht wie „Ran“?
Plog: Die „Sportschau“ hat mit demselben Material und mit einem ähnlichen Quantum Werbung deutlich mehr Zuschauer. Weil professioneller kommentiert wird, weil weniger Wert auf sensationelle Komponenten wie Manager, Spieler, Spielerfrauen gelegt wird. (...)
WamS: Finden Sie nicht auch, daß manche Fußballspiele in ARD und ZDF wie Pausenfüller für Sponsoring-Einblendungen aussehen?
Plog: Der Konsument will Fußball haben, aber er will nicht, daß die Gebühr ausufert. Es ist also ein Kompromiß. Mir geht es so wie Ihnen: Ich versuche irgendwie über die Werbeblöcke zu kommen. (...)
Auswahl und Zwischenüberschriften: Das GANZE Werk
Lesen Sie - als Anwendung des Interviews:
Steht NDR Intendant Prof. Jobst Plog zu seinem Interview?
Herr Intendant, wann gibt es auf NDR Kultur eine „strikte Trennung von Werbung und Programm“?
Zwei gezielt werbende Moderationen am 3. und 5. Februar 2006
Das GANZE Werk, 11. Februar 2006