Das GANZE Werk - Presseschau
Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ), 5. Januar 2006
Plog lobt Wulff- und umgekehrt
Der Streit zwischen Landesregierung und NDR-Führung scheint jetzt endgültig beigelegt zu sein
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Der Intendant des Norddeutschen Rundfunks, Jobst Plog, während der Pressekonferenz in Hannover. ddp |
Hannover. Hat es eine Aussöhnung gegeben oder nur einen Burgfrieden? Am Mittwoch ist aufgefallen, wie betont freundlich zwei Männer miteinander umgegangen sind, die noch vor einem Jahr wie verfeindet wirkten: Ministerpräsident Christian Wulff hier, NDR-Intendant Jobst Plog dort. Der Regierungschef hatte eine Reform der NDR-Strukturen verlangt, wollte weg von der Dominanz Hamburgs, dem Sitz des Senders. Plog wiederum sah in Wulff einen Politiker, der sich in die Arbeit öffentlich-rechtlicher Sender einmischt. Er mahnte „eine klare Trennung zwischen Politik und Medien“ an. Ein Machtkampf bahnte sich an.
Gestern nun waren die Irritationen wie weggeblasen. Plog, der die neuen Schritte des NDR zur Stärkung des Produktionsstandortes Hannover erläuterte, fand nur freundliche Worte über den Ministerpräsidenten - und über Niedersachsen. „Die Wiedererkennbarkeit des großen Flächenlandes im NDR-Programm muss stärker werden“, betonte er. Dies liege „auch im Interesse der anderen drei Bundesländer“. „Legitim“ sei die Frage, ob man mehr Produktionen nach Niedersachsen verlagern könne. Plog outete sich sogar als Hannoveraner - er ist in dieser Stadt geboren.
Auch Wulff ließ gestern ein Lob über den NDR-Chef fallen. Nach Plogs Pressekonferenz verschickte die Staatskanzlei eine Pressemitteilung, in der die NDR-Entscheidungen ausdrücklich begrüßt werden. Und David McAllister, CDU-Fraktionschef im Landtag, jubelte wenig später: „Wulffs Engagement hat sich am Ende ausgezahlt.“
Geht man nach dem NDR-Intendanten, dann hatte es im Vorfeld der im vergangenen Jahr beschlossenen Änderung des Staatsvertrages nicht viel mehr als das übliche Ränkespiel gegeben: „Politiker haben die Tendenz, über ihre Hecke zu fressen. Und wir müssen ihnen dann ihre Grenzen zeigen.“ Der jetzt gefundene Kompromiss etwa zur Mitwirkung der Staatskanzleien im NDR-Verwaltungsrat sei „eine adäquate Lösung“, die Unabhängigkeit des NDR bleibe gewahrt und es gebe nur noch wenige ungeklärte Fragen - etwa die, wie der Rundfunkrat künftig zusammengesetzt werden soll. „Dies lässt sich unter den Ländern bald klären“, fügt Plog hinzu.
Dieser Hinweis lässt Spekulationen sprießen. Wichtigste Aufgabe des Rundfunkrats, in dem Vertreter verschiedener Verbände und Gruppen sitzen, ist die Wahl der Führungsspitze des NDR. Und über diese hatte es schon vor Monaten Mutmaßungen gegeben, die in einem Artikel der linksliberalen „Tageszeitung“ zusammengefasst wurden: Könnte der mächtige NDR-Intendant irgendwann gehen? Kann ein Personalkarussell in Gang kommen um verschiedene Führungsposten in den Landesfunkhäusern in Hannover, Kiel, Hamburg und Schwerin? Am Ende könnten auch in Hannover neue Leute an den entscheidenden Stellen sitzen. Offiziell werden solche Vermutungen stets in das Reich der Gerüchte verwiesen. Inoffiziell heißt es, es könne „etwas dran sein“.
Neue Sendungen im NDR
Jeden Montag und Freitag sendet der NDR im dritten Fernsehprogramm eine Sendung aus Hannover - jeweils von 18.15 bis 18.45 Uhr. Montags ist die „Nordreportage“ an der Reihe, den Anfang macht am 9. Januar ein Beitrag mit dem Titel „Ski Heil im Harz“. Bisher habe man auf diesem Sendeplatz kostenfreie Produktionen von anderen Sendern ausgestrahlt, nun sollten es eigene Produktionen sein - auch solche, die der NDR bei anderen in Auftrag gibt. Weitere Reportagen handeln vom Einsatz der Polizeihubschrauber an der Ostseeküste, von der Arbeit eines Notarztes in Hamburg und von den Erfolgen der Zivilfahnder auf der Autobahn. Freitags um 18.15 Uhr gibt es dann vom 3. Februar an unter dem Titel „Lust auf Norden“ eine wöchentliche Vorschau auf Veranstaltungen am Wochenende. kw
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Ein Anfang
Zunächst ist die Stärkung Hannovers schon ein großer Gewinn. (...) Gleichwohl agiert kein öffentlich-rechtlicher Sender im politikleeren Raum – und die spannende Frage ist, welche Rolle bei bevorstehenden Personalentscheidungen Parteibuch und Qualifikation spielen werden.
Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ), 9. Januar 2006, Leitartikel