Das GANZE Werk - Presseschau (Dokumentation)
Deutsche Presse Agentur (dpa), 10. August 2005
Medien/Rundfunk/Berlin
Streit um Goebbels-Zitat im RBB-Kulturradio
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Berlin (dpa) - Ärger um ein Goebbels-Zitat im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB): In der Anmoderation zu einer Kritik des Stücks «Goebbels» am Deutschen Theater hatte der Musikchef des Kulturradios, Christian Detig, aus einer Rede des NS-Propagandaministers zitiert. Die Moderation sei «nicht glücklich» gewesen, es habe sich aber auf keinen Fall um eine Verherrlichung oder Verharmlosung von Goebbels gehandelt, sagte Sendersprecher Ulrich Anschütz am Mittwoch. Gleichzeitig bestätigte Anschütz die Kündigung eines RBB-Redakteurs, der unter falschem Namen ARD-Intendanten über den Vorgang informiert hatte.
Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» hatte am Mittwoch berichtet, der mittlerweile entlassene Redakteur habe den Intendanten geschrieben, weil es innerhalb der Kulturwelle keine Aussprache über den Vorfall gegeben habe. Anschütz erklärte dagegen, nach der umstrittenen Moderation habe es in der Redaktion offene und kontroverse Aussprachen auf Initiative von Wellenchef Wilhelm Matejka gegeben. «Der Vorwurf fehlender Kommunikation zwischen Redaktion und Senderleitung ist abwegig.» Hörfunkdirektorin Hannelore Steer, der Wellenchef und der Personalchef hätten die Mitarbeiter des Kulturradios nach der Kündigung über alle Hintergründe informiert, sagte Anschütz. Der Brief mit falschem Absender sei strafrechtlich relevant und eine Denunziation. Nur deswegen sei der Redakteur entlassen worden.
Detig hatte aus einer Rede von Goebbels zur Eröffnung der Rundfunkausstellung 1936 zitiert. Der NS-Politiker plädiert darin für «Entspannung und Unterhaltung» und stellt sich gegen jene, die «nur von Kant und Hegel ernährt werden» wollten. Dieser Satz, ergänzte Detig, könnte heute ohne große Abstriche von den ARD-Intendanten und von ihm selber unterschrieben werden. Dann ergänzte er. «Ich lass' es aber lieber, denn dieses Zitat stammt von - bitte anschnallen - Joseph Goebbels».