Das GANZE Werk - Presseschau
Der Tagesspiegel, 30. Juli 2005
Interview mit dem „Erfinder“ des Product Placement „für Deutschland“ (Andreas Schnoor über Andreas Schnoor) und „Marienhof“-etc. Platzierers
Wozu die Aufregung?
• „Es gab es ein Symposium in Bonn, bei dem auch die ARD dabei war, und da wurde gesagt: Ja, Themen-Placements sind in gewissem Rahmen zulässig.“
• „Dann sagen wir: Recherchieren wir mal, welches Produkt gut passen könnte, und dann haben wir einen Geldgeber gefunden.“
Andreas Schnoor vermittelt mit seiner Firma H. + S. Unternehmensberatung Product Placement an Spielfilm- und Fernsehproduktionen. Zu seinen Kunden zählt die Bavaria. Unter anderem hat Schnoor Schleichwerbe-Botschaften in der Vorabendserie „Marienhof“ untergebracht.
Das Interview führte Barbara Nolte.
Sie haben 21.750 Euro von Maran Film zurückgefordert, weil im Bienzle-„Tatort“ vom vergangenen Sonntag ein so genanntes Themen-Placement, das Sie vermittelt haben, herausgeschnitten wurde. Viele hielten das für dreist.
Wenn man ein Geschäft tätigt und dafür eine Rechnung bekommt und wenn dann anschließend etwas an einem Produkt geändert wird, darf man das Produkt zurückgeben und man bekommt sein Geld wieder. In jedem „Kaufhof“ ist das so.
Nur ist Ihr Geschäft illegal.
Man muss zwischen Product- und Themen-Placement unterscheiden. Es gab einmal ein Gutachten vom Max-Planck-Institut, das besagte, dass eine Kooperation des Entwicklungshilfeministeriums und der Serie „Klinik unter Palmen“ zulässig war. Damals gab es auch ein Symposium der Grünen in Bonn, bei dem auch die ARD dabei war, und da wurde gesagt: Ja, Themen-Placements sind in gewissem Rahmen zulässig. Das hat man bis heute nicht registriert. Man wirft alles in einen Topf.
Im Bienzle-„Tatort“ haben Sie dessen Assistenten einen Satz ins Dialogbuch diktiert: „Rapsöl hält jung und enthält viel Vitamin E.“
Diktiert! Wie das schon klingt, so nach: Hier kommt die Macht des Geldes! Die Produktionen sind frei, unsere Vorschläge umzusetzen oder es bleiben zu lassen.
Wie funktioniert Ihre Arbeit genau?
Nehmen wir das Beispiel Rapsöl. Im Drehbuch stand schon so etwas wie: Assistent rührt in irgendeinem Getränk herum und lobt, wie gesund es wäre. Dann sagen wir: Recherchieren wir mal, welches Produkt gut passen könnte, und dann haben wir einen Geldgeber gefunden. Der Dialog ist nicht von uns diktiert worden, den schreibt der Autor. Wir lesen ihn gegen. Nur wenn sachliche Fehler drin sind, sagen wir: Leute, das ist falsch.
Seit wann arbeiten Sie im Product Placement?
Seit 1979, ich hab es erfunden für Deutschland.
Ihr erster Kunde?
Sage ich Ihnen nicht.
Manche Ihrer Kunden kennt man jetzt: L'Tur zum Beispiel.
Ich möchte eines klarstellen: Das Geschäft, was wir betreiben, ist in keinster Weise verboten. Was wir als Agentur tun, was der Produzent tut – das ist alles legal. Der Einzige, der kein Geld nehmen darf, ist der Sender. Steht so im Rundfunkstaatsvertrag. Wenn der Sender offiziell Geld nehmen würde, würde er aber nicht mal eine Straftat begehen, sondern eine Ordnungswidrigkeit. Die ganze Aufregung beruht also nur darauf, dass möglicherweise ein Sender eine Ordnungswidrigkeit begangen hat.
Die Aufregung beruht darauf, dass dem Publikum Werbebotschaften untergeschoben werden.
Wenn deutsche Sender US-Spielfilme ankaufen, steht im Lizenzvertrag ausdrücklich drin, dass das Placement, was darin vorkommt, übersetzt und ausgestrahlt werden muss. Das müssen Sie sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Das ist ein massiver Wettbewerbsnachteil für deutsche Produzenten. In Österreich haben wir die umgekehrte Situation: Hier ist jeder Produzent angehalten, einen Teil seiner Finanzierung aus der Wirtschaft zu refinanzieren. Das steht da in dem Medienstaatsvertrag. Dort ist Product Placement völlig legal.
Wie geht es für Sie weiter? Die Bavaria fällt als Kunde aus...
Wir machen nicht nur Fernsehen. Wir machen viel mit Spielfilmen, und dort ist Product Placement vom BGH erlaubt.
Kommt Product Placement ins Fernsehen zurück?
Das ist nicht weg. Wir sind ja nicht die Einzigen.