Das GANZE Werk - Presseschau
Hamburger Abendblatt, 14. Juni 2005
Symposium in der Jugendmusikschule
Hamburgs Kinder brauchen mehr Musik
Trotz der "fehlenden Generation" unter den heute 20- bis 50jährigen Eltern können NDR Sinfonieorchester, die Staatsoper und die Hamburger Camerata die große Nachfrage von Kindern und Jugendlichen nicht befriedigen
Kurze Erklärung von NDR-Kultur-Wellenchefin Mirow
Hamburg - Wie lassen sich Kinder und Jugendliche heute noch lustvoll mit klassischer Musik in Berührung bringen? Was müssen Schulen, Jugendmusikschule und die großen Musikinstitutionen gemeinsam dafür tun? Diese Frage beschäftigte gestern das prominent besetzte Symposium "Musik verbindet!" in der Staatlichen Jugendmusikschule, die damit den fünften Geburtstag des Michael- Otto-Hauses feierte.
Ein Traditionsbruch sei unübersehbar, führte Wolfhagen Sobirey, Direktor der Jugendmusikschule, aus. Und Simone Young, Hamburgs neue Opernchefin, sprach von einer fehlenden Generation: Die heute 20- bis 50jährigen Eltern greifen nicht mehr selbstverständlich zur Gitarre oder singen noch Lieder, sie gehen auch nicht mehr regelmäßig ins Konzert, sind ihren Kindern darin kein Vorbild. Um so mehr sei es Aufgabe von Kita und Schule, Kinder an die Musik heranzuführen. "Aber nur durch ausgebildete Musiker, das kann nicht jeder", forderte Young. Für sie hat die klassische Musik nur dann eine Zukunft, wenn sich Schulen und Profis vernetzen. "Die Probleme liegen in der Schule, da ist noch unendlich viel zu tun", konstatierte Elmar Lampson, Präsident der Musikhochschule.
Einen schweren Stand hatte Wolfgang Dittmar, der neue Leiter des Amtes für Bildung. Erfreulich klar klang sein Bekenntnis, daß "Musik Bestandteil einer ganzheitlichen Erziehung und Bildung ist und in jeden Kindergarten und jede Schule gehört". Daß es an Hamburgs Schulen aber schon an den nackten Voraussetzungen fehlt, daß die Schulbehörde bislang über symbolische Handlungen nicht hinausgekommen ist, ließ sich an vielen Beispielen aufzeigen. Immerhin versprach Dittmar, künftig an der Seite der Musiklehrer mitzukämpfen.
Das NDR Sinfonieorchester, vertreten durch Achim Dobschall, die Staatsoper und die Hamburger Camerata (Meike Thiessen), die seit Jahren zahlreiche Angebote für Kinder und Jugendliche machen, können die große Nachfrage nicht befriedigen. Offenbar seien viele Musiker nicht aufmerksam genug für die Bereiche, in denen die Nachfrage steigt, stellte Lampson eine "Schieflage" fest. Weshalb er an der Musikhochschule die Ausbildung gerade umorganisiert. Jeder, der ein Instrument erlernt, muß nun auch Pädagogik studieren. kas
Nachtrag
Nicht erwähnt im Artikel, wir wollen es wenigstens ergänzen:
Frau Mirow sprach davon, wie der NDR versucht alle an Musik interessierten Jugendlichen zu erreichen, und schloss mit der pointierten Bemerkung:
"Wir müssen die an klassischer Musik Interessierten hegen und pflegen."