Das GANZE Werk - Presseschau
MoPo (Hamburger Morgenpost), 21. April 2005
Öffentlich-rechtlicher Rundfunk
NDR-Mitarbeiter in Sorge: 175 Stellen sind in Gefahr
Gebührenerhöhung fiel »zu gering« aus:
Sender muss sparen
Von Olaf Wunder
Mitarbeiter des Norddeutschen Rundfunks (NDR) sind in Angst um ihren Arbeitsplatz. Allen Festangestellten flatterte ein Schreiben des Gesamtpersonalrats auf den Tisch, das kaum dazu geeignet war, die Sorgen zu zerstreuen. Im Gegenteil. Was vorher schon der Flurfunk meldete, bestätigte sich. Zwischen 2005 und 2008 will der NDR die Planstellen (derzeit 3600) um fünf Prozent abbauen. Rund 175 Stellen stehen zur Disposition.
Hintergrund: die Erhöhung der Rundfunkgebühren, die im Herbst vergangenen Jahres weitaus geringer ausfiel, als von ARD und ZDF erhofft. Statt 1,09 Euro, wie von den Sendern erhofft, zahlen die Besitzer von Radio- und Fernsehgeräten seit April lediglich 88 Cent mehr. Zu wenig, so die Meinung der Intendanten, insbesondere weil die Gebühren zuvor vier Jahre konstant geblieben waren.
Nun muss der NDR - so wie andere Sender auch - sparen. Im März hatte die Leitung des Hauses auf einer „finanzstrategischen Klausur“ Prüfaufträge erteilt, ob und wie sich innerhalb von vier Jahren der „Personalaufwand“ um fünf Prozent reduzieren lässt. Martin Gartzke, NDR-Sprecher: „Das könnte zum Beispiel erreicht werden durch Abbau frei werdender Stellen, durch Überprüfung des Gehaltsrasters oder durch Reduzierung des Budgets für freie Mitarbeiter.“ Entschieden sei noch nichts.
Thomas Wendorf, der Vorsitzende des Gesamtpersonalrats, und die NDR-Mitarbeiter sehen nun mit großem Bangen den Spar-Beschlüssen entgegen. Wie es heißt, sollen sie Ende Mai der Belegschaft verkündet werden. Wendorf fürchtet, dass sich der NDR an der britischen BBC ein Beispiel nehmen könnte, die ganz massiv Arbeitsplätze abgebaut hat.
Wendorf kündigt den Widerstand des Personalrats an. „Wir werden um jede Planstelle kämpfen.“ Er deutete an, dass es noch andere Möglichkeiten gebe, das Problem knapper werdender Kassen zu lösen: So könnten etwa über Arbeitszeitmodelle Stellen gesichert werden. Wendorf erinnert an die Zusage des NDR-Intendanten Jobst Plog, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. „Wir gehen davon aus, dass diese Zusage weiter gilt.“
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