Das GANZE Werk - Presseschau
Hamburger Abendblatt, 9. April 2005
NDR-Intendant zu Sport und Kultur - unter anderem
"Bundesliga im TV ab 22 Uhr?"
"Der klassische Auftrag richtet sich auf Information und Bildung, auf Kultur und Unterhaltung. Der Sport vereint viele dieser Elemente in sich."
ABENDBLATT: Als Sportbegeisterter mußte man früher nach einschlägigen TV-Übertragungen mit der Lupe suchen. Heute wird auch und gerade von den Öffentlich-Rechtlichen nicht selten von morgens bis abends durchgesendet, sogar im Winter. Wie ist dieser Wandel begründet?
JOBST PLOG: Gerade die Wintersportverbände haben sehr viel dazu beigetragen, ihre Disziplinen durch Regeländerungen fernsehtauglicher zu machen, etwa durch Sprintwettbewerbe oder Verfolgungsrennen. Beim Biathlon verhielt es sich etwas anders. Biathlon war immer schon eine ideal ins Bild zu setzende Zuschauersportart, die übrigens die ARD entdeckt hat. Ich sage das nur, weil oft so getan wird, als wären nur die kommerziellen Sender innovativ. Aber ich gebe zu, daß wir uns manchen Sportarten erst verstärkt zugewandt haben, nachdem uns andere weggekauft worden waren, darunter der Bundesligafußball und die Formel 1.
Freut es Sie wirklich, zu wissen, daß manche Menschen tagelang vorm Fernseher hocken, um nacheinander Rennen im Super-G, von Eisschnell- und Langläufern zuzuschauen?
Ich kann diese Menschen verstehen. Gerade hier bei uns im Norden gibt es, meteorologisch bedingt, in der Zeit von Ende November bis Mitte März zahlreiche Wochenenden, die dazu einladen, die Zeit vorm Fernseher zu verbringen. Und warum dann nicht mit Sportübertragungen? Das ist für die Menschen eine angenehme Freizeitbeschäftigung, ob uns das paßt oder nicht. Davon abgesehen bieten wir bekanntlich zu jedem Zeitpunkt Alternativen auf anderen Kanälen.
Sie begrüßen also uneingeschränkt die gewachsene Bedeutung des Sports?
Sport beeindruckt mich insbesondere dann, wenn Veranstaltungen noch mit Breitensportkomponenten wie bei den HEW-Cyclassics oder beim Olympus-Marathon kombiniert werden. Schauen Sie sich an, was seit Wochen rund um die Außenalster los ist. Da trainieren Hunderte, am Wochenende Tausende auf ihr großes Ziel hin. Ich kann das beurteilen, weil ich selbst da jogge. Der Sport spielt hinsichtlich der Gesundheit und des Wohlbefindens des einzelnen eine unvergleichlich wichtigere Rolle als noch vor 25 Jahren. Er ist mehr als je zuvor selbstverständlicher Bestandteil unseres Lebens und daher auch stärker akzeptiert bei den Fernsehgewohnheiten.
Was verlangt Ihnen der Programmauftrag für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Hinblick auf die Sportberichterstattung ab?
Explizit ist der Sport im Programmauftrag nicht genannt. Aber der Sport gehört zur gesellschaftlichen Wirklichkeit, und die haben wir abzubilden. Der klassische Auftrag richtet sich auf Information und Bildung, auf Kultur und Unterhaltung. Der Sport vereint viele dieser Elemente in sich. Deshalb gab es nie Zweifel, daß er bei uns vorkommen muß.
Aber erst mit dem Entstehen kommerzieller Kanäle sind ARD und ZDF in der Aufbereitung und Darbietung von Wettbewerben wachgerüttelt worden.
Das ist teilweise richtig. Die Übertragungen sind vor allem durch einen erheblichen Mehraufwand an Technik von den kommerziellen Sendern perfektioniert worden. Da haben wir uns, die wir damals noch etwas bieder agierten, anpassen müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Ich räume also ein, daß die Privaten am Anfang eine gewisse Pionierrolle in der Sportberichterstattung übernommen haben. Wir hätten es auch gekonnt, haben aber den finanziellen Aufwand gescheut, und der war ja bis Anfang der 80er Jahre auch nicht zwingend notwendig.
Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit die ARD sich einer Sportart zuwendet?
Es muß ein ausreichendes Zuschauerinteresse geben. (...)
Lesen Sie das ganze Interview beim Hamburger Abendblatt mit dem Untertitel:
Poker: NDR-Intendant Jobst Plog über die Kriegskasse von Premiere und Bratwürste beim Traben