Das GANZE Werk - Presseschau

ARD Werbung Sales & Service, Media Perspektiven 02/2005 [], S. 61-69

Ergebnisse einer qualitativen Studie
in Ost- und Westdeutschland

Kulturverständnis in der Bevölkerung

Während die Älteren ein größeres Kulturwissen im Sinne von Hochkultur offenbarten, legten die Jüngeren den Kulturbegriff sehr breit und nahezu beliebig aus

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Kurzfassung

Von Katharina Kuchenbuch

Kultur genießt in Deutschland eine hohe Wertschätzung. Gleichzeitig sind die gesellschaftlichen Vorstellungen von Kultur sehr weit gefasst und gehen über die so genannte Hochkultur hinaus. Neben dem eigenen Erleben von Kultur(veranstaltungen) spielen die Massenmedien Presse, Hörfunk und Fernsehen für die Kulturvermittlung eine wichtige Rolle. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunksender sind die mit Abstand führenden Kulturanbieter und stellen insbesondere im Hochkulturbereich ein umfangreiches und vielfältiges Programm zur Verfügung. Aus der Sicht der Nutzung kommt dem Fernsehen als Kommunikator von Kultur eine herausragende Rolle zu. So erreichen die Kulturmagazine in ARD und ZDF zusammen Millionen von Zuschauern. Mit dem Alter der Zuschauer wächst das Interesse an Hochkulturangeboten im Fernsehen.

In der vorliegenden Studie wurden an Kulturangeboten interessierte Zuschauer zum Kulturbegriff, zum Umgang mit Kultur und zur Einschätzung von Kulturmagazinen im Fernsehen in Gruppendiskussionen befragt. Die Teilnehmer verdeutlichten bei der Anfertigung von Fotocollagen, dass ihr Kulturbegriff von der Hochkultur bis zur Alltagskultur reicht. Aus dem Kulturbegriff ausgeschlossen wurden die Bereiche Kommerz, Gewalt und Pornografie. Während keine Unterschiede im Kulturverständnis zwischen Sehern und Nichtsehern von Kulturmagazinen zu erkennen waren, zeigten sich starke Unterschiede nach dem Alter der Befragten. Während die Älteren ein größeres Kulturwissen im Sinne von Hochkultur offenbarten, legten die Jüngeren den Kulturbegriff sehr breit und nahezu beliebig aus.

Insgesamt herrscht ein traditionelles Kulturverständnis vor, das heißt, man offenbart eine große Skepsis gegenüber Neuem und Experimentellem, während die "Suche nach Schönem" das Hauptmotiv für die Beschäftigung mit Kultur ist. Im Ost-West-Vergleich wird deutlich, dass in der DDR-Zeit die Heranführung an Kultur durch die Schule eine größere Rolle spielte als im Westen. Auch waren in der DDR die Preise für das Erleben von Hochkultur moderat, während ältere ostdeutsche Kulturinteressierte heute Kultur als teures Luxusgut empfinden. Für Ostdeutsche ist der "typische" Kulturinteressierte stärker sozial engagiert und konservativ, für Westdeutsche stärker weltläufig und liberal. Das Wissen der Westdeutschen über die ehemalige Ost- oder DDR-Kultur ist gering.

Die Befragten ordnen Kultur im Fernsehen in erster Linie den öffentlich-rechtlichen Programmen zu und erhoffen sich weiterhin ein reichhaltiges Hochkulturangebot. Zugleich gilt es, jüngere, an klassischer Kultur weniger interessierte Menschen mit stärker erlebnisorientierten Angeboten zu bedienen.