Das GANZE Werk - Presseschau
Bissig-aktuelle Pointe Kelbers mit dem NDR-Kultur-Jingle
Kunstvoll tönende Unbeholfenheiten
Bachfest: Musikalischer Spaß in St. Jacobi
Hamburg - Ein musikalischer Spaß am historischen Ort: das Probespiel für die Organistenstelle an St. Jacobi, für die sich Johann Sebastian Bach 1720 beworben hatte, zu dem er dann aber nicht mehr antrat. Jacobi-Organist Rudolf Kelber lieferte das Skript zum Remake, das vom Hamburger Musiktheoretiker Johann Mattheson (gespielt von Johannes Pausch, dem großen Kenner der Hamburger Musik des 17. und 18. Jahrhunderts) in dessen barocken Verbal-Umständlichkeiten moderiert wurde.
Einige hundert Musikkenner im Kirchenschiff hatten zu später Stunde ihren Spaß daran, wie die Kandidaten (Michael Petermann als Georg Friedrich Hudelmann, Christoph Grohmann als Vincent Lübeck, Wolf-Wigand Wolters als Wettbewerbssieger Joachim Heitmann und Rudolf Kelber als Bote und Heitmann-Nachfolger Telonius) ihre Aufgaben lösten.
Da schlichen sich in Fugen und Choralvorspiele überraschend Klänge damals noch unerhörter Zeiten ein, von Wagner über Strauß-Walzer bis hin zum Jazz; selbst die tönenden Unbeholfenheiten der unterlegenen Kandidaten in ihren Improvisationen waren vom Feinsten und entlockten dem Publikum viel Beifall und und eine Menge wissende Lacher.
Daß ein Terrorist (Josef Zorn) dann handgreiflich und lautstark zum Spiel mit dem NDR-Kultur-Jingle aufforderte, war Kelbers bissig-aktuelle Pointe im historischen Orgelwettstreit. hjf
Hamburger Abendblatt, 3. November 2004