Das GANZE Werk - Presseschau
Berliner Zeitung, 13. Mai 2004
Die Kritik am Konzept des RBB-Kulturradios lässt nicht nach
Pausenfüller im Programm
Der Programmausschuss trägt im RBB-Rundfunkrat vielfältige und massive Kritik vor
Von Rainer Braun
Das im Dezember gestartete Kulturradio des RBB wird weiter kontrovers beurteilt. Nachdem die aus Radio 3 und Radio Kultur hervorgegangene Welle bereits zu Jahresbeginn von einer interessierten Öffentlichkeit heftig kritisiert wurde, hat der Programmausschuss des Senders den Kultursender intensiver beobachtet. Das Ergebnis fällt durchwachsen aus.
Auf einer Sitzung des RBB-Rundfunkrates bewertete der Ausschussvorsitzende Lothar Romain die Bemühungen um einen erweiterten Kulturbegriff und mehr Vielfalt in den journalistischen Formen „grundsätzlich positiv“. Dem neuen Tagesbegleitprogramm attestierte er immerhin „spürbares Bemühen um journalistische Standards“.
Kritische Anmerkungen erntete die „mangelnde Kantigkeit des Programms“, darüber hinaus ließe die Kleinteiligkeit „kaum Ruhe aufkommen“. Hier blieben die Ergebnisse der „Nach-Justierung“ vom 1. April abzuwarten, sagte Romain. Er regte zudem eine Zusammenfassung des Kulturgeschehens täglich zwischen 18 und 20 Uhr an.
„Reform notwendig“
Massiv kritisiert wurde allerdings die Funktion der Musik im Tagesbegleitprogramm. Die Musik sei zu oft nur „Beiwerk“ und „Pausenfüller“ sowie zu sehr auf das 18. und 19. Jahrhundert focussiert, sagte Romains Stellvertreterin Ulrike Liedtke. Gleichwohl ließ auch sie keinen Zweifel an der Notwendigkeit zur Reform und dass ein „Zurück zum bisherigen Programm“ von Radiokultur nicht gewünscht sei.
Erste Zahlen über die Resonanz des RBB-Kulturradios werden allerdings erst im Zuge der Media-Analyse (MA) im kommenden Jahr vorliegen. Die Vorgänger-Wellen Radio 3 und Radiokultur erzielten zuletzt in der Region bescheidene Marktanteile von einem Prozent.
Auf Zustimmung im Verwaltungsrat und Finanzausschuss kann der vom RBB-Integrationsbüro entwickelte Stellenplan zählen. Vorgesehen ist bis 2009 eine Reduzierung der Planstellen von derzeit 1.700 auf 1.472. Das Programmvolumen soll dabei „auf hohem Niveau“ gehalten und Spielraum für Investitionen gesichert werden. Betriebsbedingte Kündigungen sind weiterhin nicht vorgesehen. Künftig soll nur noch jede dritte frei werdende Stelle wieder besetzt werden.