Das GANZE Werk - Presseschau
Artikel des Hamburger Abendblattes zum Beginn der Gebührendebatte
Das Sprachrohr der ARD
Jobst Plog: Die nächste Runde in der Gebührendebatte beginnt heute in Mainz.
Von Karin Franzke
Hamburg - Er kann etwas auf den Punkt bringen. Ja, dieser Selbsteinschätzung von Jobst Plog werden wohl die meisten seiner Gesprächspartner zustimmen. Witzig, charmant, unterhaltsam ist der Intendant des NDR natürlich auch, aber alles zu seiner Zeit. Wenns um die Sache geht, ist er knallhart. Auch das wissen seine Gesprächspartner sehr genau. Zumal er derzeit in ganz kniffligen Verhandlungen steckt: Als amtierender ARD-Vorsitzender steht er - gemeinsam mit ZDF-Intendant Markus Schächter - an der Spitze derjenigen, die eine Erhöhung der Rundfunkgebühren für unbedingt notwendig hält und dies als Sprachrohr der ARD nach außen verteidigt. Heute gehts in die nächste Runde, die Rundfunkkommission der Länder trifft sich mit den Intendanten in der Mainzer Staatskanzlei. Knapp 60 Gäste werden erneut Standpunkte austauschen, um ihre Verhandlungsposition zu verbessern. Denn für den 25. März haben die Ministerpräsidenten die Gebührenerhöhung auf ihre Tagesordnung gesetzt.
Jobst Plog ist ein in der Wolle gefärbter Öffentlich-Rechtlicher. Er kennt die komplexen Strukturen, die Be- und Empfindlichkeiten des Senderverbundes Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschlands wie kaum ein anderer. Nach dem Jura-Studium in Hamburg, Göttingen, Paris und einigen Jahren als Rechtsanwalt in Hannover kam er 1977 als 36-Jähriger Justiziar zum NDR. Seit 1980 ist er dabei, wenn die ARD-Spitzen tagen, zuerst als stellvertretender Intendant (bis 1991), dann als Chef von derzeit rund 3.500 NDR-Mitarbeitern.
In dieser Zeit hat er sich einen Ruf als kompetenter Manager erarbeitet. Er setzt auf Pragmatismus statt Parteilichkeit, auf Professionalität statt Proporz. Dass es ihm gelungen ist, die in vielen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten herrschende "Farbenlehre" im NDR weitgehend auszusetzen, bescheinigen ihm selbst Kontrahenten. Die Jobst Plog ansonsten eine gewisse Selbstherrlichkeit, gar Arroganz vorwerfen. Und dass der NDR den 60. Geburtstag seines Intendanten vor knapp drei Jahren mit Bigband, zahlreichen Reden und 600 Gästen nicht ganz so bescheiden in der Hamburger Musikhalle feierte, kam auch nicht bei allen (Gebührenzahlern) gut an.
Unterschätzt hat er auch den Widerstand gegen die Erhöhung der Rundfunkgebühren. "Die Welle, die gegen uns lief, haben wir in dieser Form nicht erwartet", sagte er Anfang des Jahres. Schließlich geht es um das Budget, das die Menschen für Medien ausgeben können: für Zeitungen, Zeitschriften, Internet, Hörfunk, Fernsehen. Noch ist er aber zuversichtlich, dass es zu einer Erhöhung um 1,09 Euro auf dann 17,24 Euro kommt. Das ist der Punkt, auf den er zusteuert.
Hamburger Abendblatt, 20. Februar 2004
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