Alternativen zu NDR Kultur: Sendung und Moderation
Bayern2Radio, Kultur & Szene, RadioPartitur
Blick über den Zaun
Das Musikrätsel „Das Kenn ich doch“ von und mit Max Herbstmeier
Bei NDR Kultur zur Zeit undenkbar, bei Bayern2Radio 378 Mal gesendet
Ein Bericht von Rolf-Dieter Steinmann
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Alle Radiohörer mit digitalem Receiver (Satellit oder Kabel) oder Internet-Benutzer können Bayern2Radio empfangen. Dort gibt es jeweils am 1. oder 2. Sonntag im Monat von 09.03 - 10.00 Uhr (wiederholt am folgenden Montag um 15.00 Uhr) die wohl interessanteste, weil anspruchsvolle, intelligente und lehrreiche Musikrätselsendung in dieser Republik, und das schon weit über 30 Jahre lang.
Man vermutet im Programm Bayern2Radio außer dem Spätabend-Concerto bavarese mit Werken meist völlig unbekannter bayerischer Komponisten keine solche Sendung. Wer sie einmal gehört und zum mehrmaligen Nachhören aufgezeichnet hat, wer seine Lexika und vielleicht auch Freunde und Bekannte bemüht, eine Lösung eingeschickt und vielleicht gewonnen hat, der wird viel Spaß dabei haben und danach gezielt nach Werken von Komponisten suchen, die er in der Rätselsendung womöglich erstmals gehört hat. Wer die Rätsel regelmäßig richtig löst, kann sich getrost als Klassik-Kenner bezeichnen!!
Zu Beginn gibt es die Auflösung der vorherigen Sendung mit kurz angespielten Werken der gesuchten Komponisten und die Namen der Gewinner, es gibt immer interessante CDs zu gewinnen.
Über der Sendung steht dann ein Thema, ein roter Faden durch die gesuchten Werke, den es zu finden gilt: die Zusatzfrage (diesmal das Jahr 1806).
Doch bevor die jeweils sechs Komponisten erraten werden müssen, geht es um die Extrafrage: „Wie heißt der Komponist, wie heißt das Stück?“ Da gab es die Arie der Micaela aus „Carmen“, den Beginn der Sinfonietta von Janáček und zuletzt den Anfang von „Don Juan“ von Strauss. Das gesuchte Stück wird noch zweimal in der Sendung wiederholt.
Von den gesuchten Komponisten ertönen nicht nur „Ohrwürmer“, sondern auch Ausgefallenes.
Hier aus der Augustsendung zwei Beispiele für die Erklärungen, die Max Herbstmeier nach jeder Musikpassage gibt:
Gespielt wurde ein Ausschnitt aus dem Streichquartett op. 103 von Joseph Haydn.
Was eben das Ensemble „L'Archibudelli“ gespielt hat, ist das allerletzte Werk aus der Feder des hier gesuchten Komponisten. Nicht von ungefähr gehört es zu der Gattung, die der Komponist sein Leben lang besonders gepflegt hat, ja die er gewissermaßen erfunden und zur höchsten Vollkommenheit geführt hat. 1803 hatte er das Werk begonnen, da war er schon 71 Jahre alt und mit Orden und Ehren überhäuft. Doch seine Kräfte begannen zu schwinden, die Arbeit blieb liegen und drei Jahre später war an eine Vollendung nicht mehr zu denken. Also entschloss er sich 1806, das Fragment zu veröffentlichen, und als Ersatz für den letzten Satz ließ er einfach seine Visitenkarte drucken, mit der er der Musikwelt kundtat: „Hin ist alle meine Kraft, ich bin alt und schwach“. Was er genau an jenem 6. August 1806 tat, als der Kaiser abdankte, das weiß ich nicht, aber vier Tage später wird er wohl betroffener gewesen sein, als ihn aus Salzburg die Nachricht vom Tod eines seiner Brüder erreichte, der wie er die Musik zum Beruf erwählt hatte. Gestorben ist er übrigens 1809, am letzten Tag des Monats Mai. Zwei Wochen zuvor musste er noch miterleben, wie französische Soldaten nun schon zum zweiten Mal Wien eroberten und Napoleon selbst als Sieger in die Stadt einzog.
Gespielt wurde: „Ich denke dein“ von Carl Maria von Weber, gesungen von Hermann Prey.
„Ich denke dein“ - mit etwas Sarkasmus ließe sich der Titel des eben von Hermann Prey gesungenen Liebesliedes auch als Motto der vielen Gläubiger des hier gesuchten Komponisten auslegen. Sie gedachten seiner und jagten ihn. Woraus wir erkennen, dass er in seinen jungen Jahren durchaus Probleme mit dem lieben Geld hatte. Zumindest im Spätsommer des Jahres 1806 konnte er sich ein wenig erholen von Gläubigern, Geldsorgen und von zwei harten Jahren als Kapellmeister in Breslau. Am 11. August 1804 war er dort mit seinem Vater angekommen, und kaum hatte der noch nicht einmal 18-Jährige seinen Dienst angetreten, begannen die Widerstände, Intrigen und - die Schulden. Zu allem Überfluss ruinierte er eines Abends auch noch seine Stimme, als er aus einer Weinflasche trank, die Salpetersäure enthielt. Seine Widersacher nutzten die Genesungsphase, um gewisse Theaterfragen auf ihre Weise zu lösen, was den Kapellmeister schließlich dazu bewog, zu kündigen. Diese Nachricht bereitete den Gläubigern natürlich große Sorgen. Doch die Rettung nahte in Form einer attraktiven Schülerin, die auch Ehrendame der Herzogin von Württemberg war: Mademoiselle Belonde. Sie konnte erreichen, dass der Herzog den jungen Musiker samt Vater und Tante Adelheid auf sein Schloss in Carlsruhe in Oberschlesien einlud. Der Komponist genoss das Schlossleben, ließ sich nicht nur zum gehörten Lied, sondern auch zu zwei Sinfonien und diversen anderen Werken anregen. Doch Napoleons Truppen rückten unaufhaltsam vor, bedrohten nun auch Schlesien. Die Schlossidylle war zu Ende, die Flucht vor den Gläubigern begann aufs Neue. Erst 1819, zwei Jahre vor der Berliner Uraufführung seiner bis heute berühmtesten Oper, waren die Schulden getilgt.
Soweit der Originalton von Max Herbstmeier. In der Augustsendung wurden außerdem gesucht:
- Thema der Sendung: Das Jahr 1806, Abdankung des deutschen Kaisers Franz II.
- Antonin Reicha: „Lenore“
- Beethoven: Quartett „Mir ist so wunderbar“ aus „Fidelio“
- Cherubini: Ouvertüre zu „Faniska“
- Spohr: Sonate für Violine und Harfe op. 113
- Rossini: Sinfonia al conventello (1. Orchesterwerk des 14-jährigen Rossini)
Die nächste Sendung ist am 1./2. Oktober 2006, jeweils 09.03 Uhr bzw. 15.00 Uhr. Einsendeschluss ist jeweils am Dienstag, 8 Tage nach der Wiederholungssendung um 24.00 Uhr, bei der nächsten Sendung also am 10. Oktober 2006.
Lesen Sie den Nachtrag zu diesem Bericht:
NDR Kultur: Sendung und Moderation
Täglich etwa 80 Mal Rätselrunde bei NDR Kultur
Durch unterlassene Musikansagen gibt der Sender den Zuhörern bei mehr als 90% aller täglichen Häppchen Rätsel auf