Praxis von NDR Kultur

Ärgerliche Pannen auf NDR Kultur...

„Wiederentdeckung“ von heute kaum mehr bekannten Komponisten, aber nur in diesem externen Bericht

Étinne Nicolas Méhul wird aber sonst von NDR Kultur vollkommen ignoriert, von François-Joseph Gossec und Paul Wranitzky sendet NDR Kultur nur und sehr oft Sinfonie-Sätze

Ausschnitt aus „Klassisch unterwegs“

13. September 2005, 16.29 Uhr. Im Rahmen des Berichts von Focus Kultur über das „Beethovenfest“ in Bonn teilt uns die externe Berichterstatterin folgendes mit:

[Musik] „Liberté“ heißt diesmal das Motto, und das akzentuiert nicht nur den politischen, revolutionären und humanistischen Beethoven mit Schlüsselwerken wie der dritten oder neunten Sinfonie. Es lädt auch ein zur Wiederentdeckung von Komponisten, die heute kaum mehr bekannt sind: Étienne Nicolas Méhul ist dabei mit seiner Napoleon gewidmeten Oper „L'Irato“, François-Joseph Gossec mit seinem Requiem oder Paul Wranitzky, der 1797 eine große Sinfonie auf den Friedensschluss mit der Republik Frankreich komponierte mit Marschmusik und Schlachtgetöne. [Musik] (...)

Tatsachen zu NDR Kultur

In Frankreich und für Musikliebhaber in Deutschland ist Étinne Nicolas Méhul (1763-1817) ein wichtiger französischer Komponist. Beethoven hat zum Beipiel die Idee des klopfenden Hauptmotivs, der drei gleichen Auftaktnoten, in seiner fünften Sinfonie (22. Dezember 1808) von Méhuls Sinfonie Nr. 1 in g-moll (1808) übernommen, was viele nicht wissen. - Die Aufnahmen der Sinfonien Méhul vor allem mit dem Orchester der Gulbenkian-Stifung in Lissabon unter Michel Swierczewsky oder mit den Musiciens du Louvre unter Marc Minkowsky werden von den anderen Kultursendern der ARD häufig gesendet. Seit Mitte Mai 2004 - soweit reicht unser Datenbestand mit Sendungen von NDR Kultur zurück - taucht Méhul auf NDR Kultur tagsüber absolut nicht auf, ein großes Versäumnis!

Nach den Veröffentlichungen von NDR Kultur sind in den letzten 365 Tagen tagsüber 134x Sätze von François-Joseph Gossec (1734-1829) gesendet worden, im Schnitt also an jedem dritten Tag (!), vor allem Einzelsätze aus Sinfonien wie:
• Gossec, François-Joseph (1734-1829), Symphonie à 17 parties F-dur, RH 64, B 91, daraus: Maestoso - Allegro molto (1. Satz), Orchestra della Svizzera Italiana, Lugano, Ltg.: Hauschild, Wolf-Dieter
• Gossec, François-Joseph (1734-1829), Sinfonie à grand orchestre D-dur, op. 13 Nr. 3 (La chasse), daraus: Minuetto (3. Satz), Concerto Köln
• Gossec, François-Joseph (1734-1829), Sinfonie F-dur, op. 12 Nr. 6, daraus: Allegro molto (1. Satz), London Mozart Players, Ltg.: Bamert, Matthias
Der letzte Satz wurde zuletzt am 11. September 2005 gesendet.

Nach den Veröffentlichungen von NDR Kultur sind in den letzten 365 Tagen tagsüber 43x Sätze von Paul Wranitzky (1756-1808) gesendet worden, im Schnitt also beinahe jede Woche:
• ein einziges Mal war es das Presto (4. Satz) aus der Sinfonie c-moll, op. 11 mit den London Mozart Players unter Matthias Bamert
• 42x war es einer der vier Sätze aus der Sinfonie D-dur op. 36 mit den gleichen Interpreten - zuletzt vor genau 210 Minuten, am Ende der Matinee um 13 Uhr an diesem Dienstag!

Fragen

Es stellen sich also mindestens zwei Fragen:
1. Warum passt NDR Kultur nicht auf, dass ein - wahrscheinlich vom WDR - übernommener Bericht auf seinen Inhalt hin überprüft wird, nach dem die Aussage der Autorin zu zwei Komponisten für die Sendepraxis von NDR Kultur wirklich nicht stimmt?
2. Warum wird Étinne Nicolas Méhul, der für die künstlerische Entwicklung von Ludwig van Beethoven von großer Bedeutung war, auf NDR Kultur total ignoriert? In der Sendung „Klassik-Panorama“ (ab 16.05 Uhr auf NDR 3 oder Radio 3) wurden vor der Einführung von NDR Kultur solche Zusammenhänge behandelt!