Praxis von NDR Kultur - Matinee

NDR Kultur, 6. Juli 2005, Matinee, 10 bis 11 Uhr, Auschnitt von 10.16 bis 10.34 Uhr

„Morgen kommt er in die Kinos“

„Riding Giants“ auf NDR Kultur - Unnötig und Schleichwerbung?

Krasser Fall der üblichen Masche,
Werbebotschaften als „Kultur“ zu tarnen

1. Das Hörerlebnis
2. Das Hörprotokoll (Dokumentation)
3. Der Autur
4. Filmrezensionen (Ausschnitte)
5. Das Publikum, die Zielgruppe
  6. Zwischenbilanz zum Film - auf NDR Kultur
7. Die Kinos mit dem Film
8. Kooperation NDR und CinemaxX AG
9. Rechtliche Einschätzung: Schleichwerbung?
10. Bilanz

Thema auf NDR Kultur: Surfen
Das Vergnügen der feuchten Wiedergeburt in einer rollenden Welle“

M.H. um 10.32 Uhr in der Film-Vorstellung bei „Focus Kultur“ - Foto: PR

Sendestunde: Musikalisches Surfen durch Höhen und Tiefen...
Rundfunkstaatsvertrag und NDR-Staatsvertrag (Ausschnitte)

1. Das Hörerlebnis

10.16 Uhr. Plötzlich ein kurzer Satz von Rameau - sehr schön und heute auf NDR Kultur eine Seltenheit, doch es fehlen alle restlichen Sätze, am Schluss „Tambourins“... Während mir das noch zu denken gibt, werde ich schon wieder aufgeschreckt und misstrauisch, schalte schnell meinen Rekorder ein, weil etwas Ungewöhnliches angekündigt wird: Die Vorstellung eines Surffilms auf NDR Kultur. Habe ich mich verhört? Wie gut zum Sortieren der gehörten Erlebnisse, dass der Beethoven-Satz etwas länger dauert, aber richtig zuhören kann ich jetzt nicht.
Der Rest ist registriert, die Schleichwerbung (?) dokumentiert.

2. Das Hörprotokoll (Dokumentation)

„Kulturinformation“?
Oder Werbeblock für die Kino-Branche, eine Kino-Kette?

10.20 Uhr: Vorankündigung der Filmvorstellung „Riding Giants“ über das Surfen, ein neuer Film des Regisseurs Stacy Peralta, der selbst passionierter Surfer und ehemaliger Profi-Skateboarder ist.

3. Satz (Rondo. Allegro) des Klavierkonzerts Nr. 1 C-dur op. 15 von Ludwig van Beethoven (Dauer: 9 Minuten)

10.30 Uhr: Moderatorin: „NDR Kultur mit dem Rondo aus dem Klavierkonzert Nr. 1 C-Dur opus 15 von Ludwig van Beethoven. Mauricio Pollini wurde begleitet von den Berliner Philharmonikern, am Pult stand Claudio Abbado.“


Kein Jingle, Moderatorin: „Surfen ist ein Sport, Surfen ist ein Lebensgfühl. Verrückt zu sein nach den Wellen, süchtig nach dem Wind. Das ästhetische Vergnügen dazu für Surfer wie Nichtsurfer bieten ganz eigene Filme, die Surffilme. In ‚Riding Giants‘, der morgen in die Kinos kommt, entwirft Regisseur Stacy Peralta eine kleine Kulturgeschichte des Wellenreitens. [M.H.] hat den Film für uns gesehen.“


M.H.: (Rockmusik) Surfer sind die Rocker des Wassersports, eine für lange Zeit misstrauisch beäugte Gruppe, die sich in den USA wie ehedem auch die Cowboys der Landstraße aus traumatisierten an den Rand gedrängten, beschäftigungslosen Zweite-Weltkrieg-Heimkehrern rekrutierte. Sie suchten das Abenteuer im Alltag. In den Augen der Durchschnittsbürger waren sie Nichtsnutze, Freaks, Verrückte.

(Englischer O-Ton: „I think...“) Entschiedenheit und Entschlossenheit braucht es, sagt der berühmte Laird Hamilton in „Riding Giants“. Er, der Superstar, der besessenste von allen. „Man darf nicht zögern,“ meint er, „wenn der Zeitpunkt gekommen ist, wenn die Welle dir sagt: Los, jetzt, dann beweg dich!“

(Englischer O-Ton, dann Rockmusik.) Bisweilen, wie könnte es anders sein, ist die Welle für den Surfer wie eine Frau oder auch Mutter: Sie liebt ihn, sie umfängt ihn, sie gebiert ihn, wenn sich der Kamm in perfekte Rundung schon wieder Richtung Wasseroberfläche krümmt und der Surfer aus dem so gebildeten Tunnel hervorschießt. Das sei tatsächlich wie eine Geburt, erzählen Surfer gerne, und das ist wohl so eine Art Wellenreiterlatein. Der normale Erdenbürger, wie ich einer bin, soviel ist sicher, wird nie zu diesem Vergnügen der feuchten Wiedergeburt in einer rollenden Welle kommen, einem höchst gefährlichen Unternehmen, übrigens wie jeder natale Vorganng.

(O-Ton: „Der alte hawaiianische Sport Surfen kann über tausend Jahre zurückverfolgt werden.“) Die Dokumentation „Riding Giants“ ist eine filmische Hymne auf das Surfen mit kurzem geschichtlichen Abriss und spannende Einführung in das Reiten besonders großer Wellen. Es werden jedes Jahr einige Surffilme gedreht, die meisten kommen freilich nie groß ins Kino, trotzdem sind sie ungemein erfolgreich. Die Fans sehen sie auf Kassette oder DVD, organisieren in einer Hütte am Strand umjubelte Vorführungen und nutzen die technischen Möglichkeiten des Zurückspulens sowie der Slow Motion, um den genialen Ritt wieder und wieder sehen und später für die Technik auf dem eigenen Brett memorieren zu können. Surffilme bilden längst ein eigenes Genre, freilich wie der Western ein sehr amerikanisches, und sie wie jetzt „Riding Giants“ auf einer möglichst großen Leinwand mit möglichst gutem Sound zu erleben, kann auch für Nichtsurfer zu einem prickelnd-unvergesslichem Erlebnis werden.
(Dauer der Vorstellung des Films: Auf die Sekunde genau 2:30 Minuten)


Moderatorin: „[M.H.] stellte uns den Fim ‚Riding Giants‘ von Stacy Peralta vor, morgen kommt er in die Kinos.“ Kein Jingle, 10.34 Uhr.
 

3. Der Autur

M.H. ist Autor von zwei Motorradbüchern („Das Buch vom Motorrad“, „Kleine Philosophie der Passionen, Motorrad fahren“, letzteres erscheint im September in einer Neubearbeitung und ergibt sicherlich demnächst auch noch einen Beitrag „Zum Lesen empfohlen“... In der Szene werden beide Bücher besonders empfohlen. Ferner hat er ein „Buch vom Strandkorb“ geschrieben: „Ein Band also, der Unterhaltendes und Informatives bietet und zur ‚Grundausstattung‘ eines jeden Strandkorb-Nutzers von Usedom über Sylt bis Norderney gehören sollte...“

M.H., Redakteur, Kulturjournalist, Autor, Bayerischer Rundfunk, München. Daneben tritt M.H. auch als Moderator im Deutschlandfunk und als als Architekturjournalist in Erscheinung. Ein Glück, dass er da noch bescheiden bleibt: „der normale Erdenbürger, wie ich einer bin...“

4. Filmrezensionen (Ausschnitte)

„Du bist wie ein Fussel in einer Waschmaschine!“

„Du bist wie ein Fussel in einer Waschmaschine!“ beschreibt Greg Noll den Augenblick wenn ein Surfer vom Brett gleitet und von der Welle, die bis zu diesem Zeitpunkt noch „deine Geliebte“ war, auf einmal erfasst und durchgewirbelt wird. Greg Noll ist auch bekannt als „der Bulle“ (...). (Er) gehörte zu den Pionieren, die sich als erste an das Big Wave surfen heran getraut haben. Im Laufe des Films wird immer wieder deutlich: Surfer sind aus ganz besonderem Holz geschnitzt. Sie sind unverbesserliche Draufgänger, benehmen sich bis ins hohe Alter wie wilde Jungs und sind nur dann glücklich, wenn sie sich auf einer Welle befinden. (Jasmin Haery, www.kino-zeit.de)

Surfen ist keine Tätigkeit, es ist ein Zustand, sagen Menschen, die ihr Leben an Stränden und auf Surfbrettern verbringen. Ein Regisseur ist den Besessenen gefolgt. (Sophie Albers, Netzeitung)

Bei all diesen spektakulären optischen Eindrücken sucht man eine kritische Distanz vergeblich, ist schwärmerische Heldenverehrung sicht- und im Kommentar auch hörbar. Aber hier geht es um Euphorie - und wer sieht, wie Hamilton am Ende ein Wellenmonster vor Tahiti an die Leine legt, ist so berauscht und fasziniert, dass ihn Ernüchterung auch nicht interessiert. (Blickpunkt: Film)

„Erst jagst du die Welle, dann jagt sie dich“
Möglicherweise ist das Ganze ja so etwas wie ein von langer Hand vorbereiteter, mit Raffinesse und Konsequenz durchgeführter Anti-Traumatisierungs-Masterplan, der direkt auf die Überschreibung unseres Bildgedächtnisses zielt. Vielleicht ist es auch bloß Zufall. Jedenfalls kommen knapp ein halbes Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe in Südostasien in kurzem Abstand gleich zwei Filme in die Kinos, in denen uns gigantische Zwanzig-Meter-Wellen nicht als apokalyptische, alles Leben vernichtende Bedrohung entgegengeschleudert werden, sondern als Versprechen, als der ultimative Kick. (Dietmar Kammerer, taz)

5. Das Publikum, die Zielgruppe

Peraltas Dokumentation wendet sich sicherlich in erster Linie an Anhänger des Wassersports im Allgemeinen und an Big Wave Surfer im Besonderen, für die der Film durchaus die Schaumkrone der Begeisterung symbolisieren könnte. (Lars Thoma, www.filmstarts.de)

Am Rande des Wahnsinns
„Riding Giants“ ist ein bisschen wie eine gute Romanverfilmung: Diejenigen, die mit dem „Buch“ vertraut sind (Surf-Experten) freuen sich über jedes neu vermittelte Detailwissen, während die Neulinge (wasserscheue Nichtsurfer) sich einfach nur zurücklehnen können, um sich von der Wucht der Bilder mitreißen und den geistreichen Kommentaren begeistern zu lassen. (David Siems, www.fluter.de)

Liebeserklärung an einen Sport, der viel mehr ist als nur das: Der Ritt auf immer spektakuläreren und gefährlicheren Wellen wird zum einzigen Lebensziel. So ist Surfen in den Augen der Cracks gar ein alternativer Lebensentwurf zum ausgelutschten amerikanischen Traum von Reichtum und Erfolg. (www.kino.de)

Für die, die in den sechziger Jahren nicht in Kalifornien gelebt haben zeigt er den Einfluss, den das Surfen auf die amerikanische Pop Kultur hatte. (Andreas Haaß, www.moviemaster.de)

Auf der NDR-Homepage (NDR-Fernsehen, alle 8 Radiosender) wird der Film ausschließlich beim Jugendsender N-Joy behandelt.

6. Zwischenbilanz zum Film - auf NDR Kultur

In aller Kürze. Auch wenn die Moderatorin so nett und harmlos von der „kleinen Kulturgeschichte des Wellenreitens“ spricht: die Vorstellung des Films kann Thema von Sendern für Sport, amerikanische Pop Kultur oder Abenteurertum sein.
Gehört NDR Kultur dazu? Wenn ja: Was haben wir dann noch alles auf NDR Kultur zu erwarten? Nein, unnötig auf NDR Kultur.

7. Die Kinos mit dem Film

„Morgen kommt er in die Kinos“ - das geht weit an der Wahrheit vorbei. Im NDR-Sendegebiet zeigen in der ersten Kinowoche - nach Internet-Recherchen auf den Seiten www.kino.de (Neu im Kino) und tickets.t-online.de (Kooperationsseite mit CinemaxX) - nur 4 Cinemxx-Zentren in Kiel, Bremen, Hamburg und Hannover sowie das „Abaton“ in Hamburg und der „Hansa-Filmpalast“ in Rostock „Riding Giants“, selbst 8 andere CinemaxX-Kinos im NDR-Sendegebiet zeigen - wenigstens in der ersten Woche - den Film nicht.

8. Kooperation NDR und CinemaxX AG

Die Kooperation zwischen dem NDR und CinemaxX kann hier nur angedeutet werden, Beispiel: „Eurovision Song Contest“ 2004 (Kinopolis ist Partner von CinemaxX). NDR Kultur berichtete vor kurzem von der Deutschlandpremiere des Films „Crossing The Bridge - The Sound Of Istanbul“ von Fatih Akin im Cinemaxx Dammtor in Hamburg.

Zwischen den CinemaxX-Kinos und NDR 2 gibt es eine ständige Kooperation. Zu mehreren Filmen heißt es:
Gewinnen Sie Tickets mit NDR 2!
In der NDR 2 Nachmittagsshow, in der NDR 2 Morgenshow und in der NDR 2 Wochenendshow am Sonnabend haben Sie die Chance zu gewinnen: Tickets für die CinemaxX-Kinos im ganzen Norden. Einfach reinhören und Kinospaß abstauben!“
Aktuelle Beispiele auf der NDR2-Homepage: Barfuss, Batman Begins, Das Schwiegermonster, Die Dolmetscherin, Krieg der Welten, Per Anhalter durch die Galaxis, Sahara - Abenteuer in der Wüste und Star Wars Episode 3 - Die Rache der Sith.

9. Rechtliche Einschätzung: Schleichwerbung?

Rundfunkstaatsvertrag
§ 2 (2) 6. Schleichwerbung

die Erwähnung oder Darstellung von Waren, Dienstleistungen, Namen, Marken oder Tätigkeiten eines Herstellers von Waren oder eines Erbringers von Dienstleistungen in Programmen, wenn sie vom Veranstalter absichtlich zu Werbezwecken vorgesehen ist und
die Allgemeinheit hinsichtlich des eigentlichen Zwecks dieser Erwähnung oder Darstellung irreführen kann. Eine Erwähnung oder Darstellung gilt insbesondere dann als zu Werbezwecken beabsichtigt, wenn sie gegen Entgelt oder eine ähnliche Gegenleistung erfolgt,

Schleichwerbung: Diese scheint mir eindeutig vorzuliegen, in der für NDR Kultur typischen, scheinheiligen Praxis eines „Kultur“-Berichts. Vom „Veranstalter“ NDR Kultur wird die Dienstleistung „Riding Giants“ erwähnt. Geschieht diese Erwähnung „vom Veranstalter absichtlich zu Werbezwecken“? Ja. „Morgen kommt er in die Kinos.“ NDR Kultur will die Hörer anregen, sich den Film im Kino anzusehen. Worin liegt der „eigentliche Zweck dieser Erwähnung“? In einem „kulturellen“ Impuls? Nein, die Ausführungen bis zum Kapitel 6 machen deutlich, dass die „Kultur“ wirklich nur schöngeredet, im Grunde die „eigentliche“ Tarnung ist. Der „eigentliche Zweck“ liegt in der wirtschaftlichen Förderung eines Kooperationspartners (neuerdings heißt es auf NDR Kultur: „Kulturpartner“), in diesem Fall vorrangig der CinemaxX AG. Andere Kinos und andere Kinoketten wie Cinestar (mit UFA) und UCI Kinowelt sind von dieser Förderung ausgeschlossen. Das erschließt sich der „Allgemeinheit“ nicht: Im Schafspelz eines redaktionellen Beitrags und einer „Kultur“-Reportage werden die Hörer gedanklich unmerklich in das kommerzielle Reich des NDR-Partners CinemaxX entführt. O-Ton Moderatorin: „... am Pult stand Claudio Abbado. Surfen ist ein Sport, Surfen ist ein Lebensgfühl. Verrückt zu sein nach den Wellen, süchtig nach dem Wind. (...) In ‚Riding Giants‘, der morgen in die Kinos kommt, entwirft Regisseur Stacy Peralta eine kleine Kulturgeschichte des Wellenreitens.“

Mehrfache Täuschung der Hörer
Das Programm wechselt plötzlich zu Werbung. Den Hörern wird in einem Eigenbeitrag von NDR Kultur ein Produkt vorgestellt,
• das ein allgemein wichtiges kulturelles Gut zu sein scheint,
• das aber thematisch weder zur Sendung noch zum Sender passt und
• dessen „Erbringer“ verborgen bleibt. Dieser wird durch die Aktion auch noch wirtschaftlich bevorzugt.

§ 7 (6) Schleichwerbung und entsprechende Praktiken sind unzulässig.

Es ist unerheblich, ob die CinemaxX AG dafür bezahlt, auch, wer diese Aktion initiiert. Es mag vielleicht auch eine vorauseilende Geste des NDR sein...

Nach meiner Meinung ist diese Aktion offensichtlich Schleichwerbung und unzulässig.

10. Bilanz

Für NDR Kultur stilistisch fragwürdig („Die Welle ist für den Surfer wie eine Frau...“), inhaltlich unnötig und rechtlich als Schleichwerbung unzulässig - eine großartige Bilanz, die ich ziehe. Doch wie heißt es so schön bei der NDR Media GmbH unter Marketing - Kooperationen?

„Eine Zusammenarbeit mit dem NDR kennt keine kreativen Grenzen. Die Kooperationen mit unseren Partnern gehen immer individuelle und oft ausgefallene Wege. (...) Wir zeigen Ihnen, wie Ihre Marketingziele optimal kommuniziert werden können; das fängt mit der Auswahl der passenden Programmumfelder an und hört nicht mit Vorschlägen für gemeinsame Aktionen auf.“

Es ist es nicht zu fassen, dass die Programmmacher von NDR Kultur so viel Energie entwickeln, um so viel Abwegiges - als „Kulturinformationen“ getarnt - in einem Kulturprogramm unterzubringen.

Genug Arbeit für den Programmausschuss und die „reguläre Programmbeobachtung“, von der die Rundfunkratsvorsitzende in Ihrem Brief zum Beschluss des Programmausschusses über NDR Kultur schrieb. Hat der Programmausschuss damit schon begonnen?

Dürfte es nun auf NDR Kultur keine Vorstellungen von Kinofilmen mehr geben? Keine werbenden Ankündigungen für Veranstaltungen usw.? Das ist nicht die entscheidende Frage, die Praxis muss sich ändern.

• Es sollte mit offenen Karten gespielt werden: Die Absicht sollte erklärt und die „Kultur“-Tarnung aufgegeben werden.
• Die aktuelle Praxis, ständig das Musikprogramm für kulturelle Informationen zu unterbrechen und diese parallel dazu auch noch vorher anzukündigen, verführt sysematisch zu einer Praxis der Schleichwerbung. Also sollten ähnliche Beiträge, die werbenden Charakter haben, in einem Sendeblock zusammengefasst werden. Dann könnte NDR Kultur auch wieder ganze Werke spielen, unabhängig vom Viertel- und Achtel-Stundentakt.
• Die kulturellen Informationen müssen wirklich allgemeingültig sein. Momentan scheint zum Beispiel jeder kulturelle Bericht aus dem NDR-Sendegebiet im Zusammenhang mit einem Produkt oder einer Veranstaltung zu stehen, die vom NDR oder einem Kultur-, Medien- oder Kooperationspartner angeboten werden. Das ist NDR-gefilterte Kultur, das ist einseitig, in der Bewertung befangen. In diesem Zustand ist es auch ein mögliches Einfallstor für unlautere Praktiken.

Nachbemerkung:
Der Versuch, die Vorstellung des Films „Riding Giants“ nach den Regeln des Rundfunkstaatsvertrages zu analysieren und zu bewerten, soll eine Diskussion über die Zulässigkeit der Sendeform von NDR Kultur - ständige Mischung von Musik und „Kulturinformationen“ - in Gang setzen. Die Überprüfung erfolgt so, wie ich immanent den Sinn der Regeln des Rundfunkstaatsvertrages verstehe, nach bestem Wissen und Gewissen. Sicher gibt es länder- und sendermäßig noch genug Ausführungs- und Ausnahmebestimmungen, gibt es bestimmt auch genügend Winkeladvokaten, für die alles mit großzügiger Interpretation richtig ist. Das sollte aber nicht der Maßstab der Gremien sein, die der Allgemeinheit der an Musik und Kultur interessierten Radiohörer verpflichtet sind und die den Sender kontrollieren sollen. Für gute Ratschläge zur Beseitigung von Irrtümern bin ich selbstverständlich dankbar.
Theodor Clostermann, 9. Juli 2005

Sendestunde: Musikalisches Surfen durch Höhen und Tiefen...
Rundfunkstaatsvertrag und NDR-Staatsvertrag (Ausschnitte)