Das GANZE Werk - Moderation auf rbb-kulturradio

Zitate
11.15 Uhr: Sie hören (...) „Aus Böhmens Hain und Flur“ aus Dvořáks Vaterlands-Zyklus.
11.32 Uhr: Sie hörten „Aus Böhmens Hain und Flur“ von Antonin Dvořák...

rbb-kulturradio, 12. März 2007, 11.15 und 11:32 Uhr

Moderation und Satire

„Mein Vaterland“ („Má vlast“) von Antonin Dvořák?
Der RBB macht's möglich

Hört im Sender eigentlich niemand einem Moderator von kulturradio zu?

Der RBB hat in seiner Sendung „Kulturradio am Vormittag“ (am 12. März 2007 von 9.05 bis 12.00 Uhr) eine bemerkenswerte Musikkenntnis zu Gehör gebracht.

11.15 Uhr Ansage durch den Moderator:

Die nächsten fast 15 Minuten gehören Antonin Dvořák. Sie hören nämlich „Aus Böhmens Hain und Flur“ aus Dvořáks Vaterlands-Zyklus.

Dann folgt die richtige Musik, nämlich die von Bedřich Smetana.

11:32 Uhr Absage:

Sie hörten „Aus Böhmens Hain und Flur“ von Antonin Dvořák...

Bis zum Ende dieser Sendung brachte der Moderator keine Berichtigung.

Die gesendete Aufnahme stammt von einer Doppel-CD aus dem Jahr 2003 mit den Wiener Philharmonikern unter Nikolaus Harnoncourt, die den vollständigen Zyklus „Mein Vaterland“ („Má vlast“) von Bedřich Smetana enthält (Vyšehrad, Vltava/Die Moldau, Šárka, Z českých luhů a hájů/Aus Böhmens Hain und Flur, Tábor, Blaník).
Es kommt im Gegensatz zu anderen CDs mit Teilaufnahmen aus dem Zyklus keine Kombination mit einem Werk von Antonin Dvořák vor. Das hätte sonst eine Quelle für einen Abschreibfehler sein können.

Im RBB-Internet steht bisher ebenfalls Dvořák als Komponist. Der Fehler liegt also beim Musikredakteur (bzw. der Person, die die Liste zusammengestellt hat).

Es ist ein Skandal, dass keine der Personen im Studio darüber stolpert - vor allem nicht der Moderator selbst.

Ergänzung eine Woche später (19. März 2007)

Die betreffende Musikliste steht jetzt nicht mehr frei zur Verfügung, kann aber jederzeit unter 12.03.2007 Vormittag abgerufen werden (http://www.kulturradio.de/programm/titel.jsp?key=playlist_1133520). (...)



Originalseite, Aufruf bis zum 3. Mai 2007
Ausschnitt im verkleinerten Fenster, Monitor-Kopie, auf 50 % skaliert

Wir ziehen folgende Schlussfolgerungen:
· Im Sender selbst hört niemand mit Musikkenntnissen einem Moderator von kulturradio zu.
· Niemand mit Musikkenntnissen liest Texte der Musikredaktion.
· Die Hörer, denen so etwas noch auffällt, haben schon längst resigniert und nehmen es als Bestandteil der RBB-Kultur hin.

Wir denken ein Stück weiter... (23. März 2007)

Sollte das Ganze nur ein - wenn auch plumper - Scherz gewesen und weitere „originelle“ Ansagen gefragt sein, können wir weiterhelfen, zum Beispiel:
· Die Missa solemnis Jacques Offenbach zuschreiben.
· Gioacchino Rossini der Johannespassion bezichtigen.
· Verkünden, dass das Polizeiblasorchester Husum unter der Leitung von Ursula Engelen-Käfer die Streicherserenade von Hanns Eisler darbieten wird.
· Einen fulminanten „Hörerstreit“ mit der Frage führen: „Fänden Sie es richtig, wenn Johann Sebastian Bach die ‚Lustige Witwe‘ mit einer rasanten Schlussfuge komponiert hätte?“

Und nicht nur vergessen zu betonen, dass hier das „Kulturradio“ des RBB, der „Partner für Kultur“ am Werke war.

Jürgen Thomas
Hansjoachim Hölzel
Initiative Das GANZE Werk
Berlin-Brandenburg

PS: Am 3. Mai 2007 wurde der Fehler schließlich korrigiert, jetzt steht dort als Komponist „Bedrich Smetana“, immerhin.