Positive Hörerlebnisse mit Kulturradios in Deutschland
WDR Radiobroschüre, Nummer 14/15, April 2007
WDR 3 Klassik Forum
„Die erfolgreichste Vermittlungssendung für klassische Musik
in deutschsprachigen Kulturradios“
Hintergrundinformationen des WDR zum Konzept der Sendung
Mehrfach wurde in der von uns veröffentlichten Reihe eine Sendung des Klassik Forums von WDR 3 als positives Hörerlebnis genannt. Wir haben den Eindruck, dass es für Hörer in den südlichen Gebieten Niedersachsens, in denen WDR 3 genauso wie NDR Kultur normal über Antenne oder Kabel empfangen werden kann, eine besonders beliebte Klassik-Sendung ist. Das gilt ebenfalls für die Satelliten- und Internet-Hörer im ganzen NDR-Sendegebiet - einschließlich der Insel Helgoland, von dort haben wir in den letzten Tagen eine entsprechende Zuschrift erhalten.
Zum Konzept der Sendung hat die Redaktion der WDR Radiobroschüre einen ausführlichen Artikel veröffentlicht, der in der Nummer 14/15 von April 2007 veröffentlicht wurde. Anlass war der 20. Geburtstag des Klassik Forums. Daraus zitieren wir als Dokumentation wichtige Passagen.
Theodor Clostermann, Redaktion DGW-Nord, 31. Oktober 2007
...in voller Länge ausgespielt!
(...) Franz Schubert komponierte die letzte seiner sechs Messen kurz vor seinem Tode im Jahre 1828. Gehört hat er die Es-dur-Messe nie, bei seiner Uraufführung lebte er bereits nicht mehr. Wer das eindringlich emotionale Werk romantischer Kirchenmusik heute außerhalb von Konzert- oder Gotteshäusern in ganzer Pracht und voller Länge hören will, muss entweder in die eigene CD-Sammlung greifen oder wird bei einer außergewöhnlichen Hörfunksendung fündig, dem Klassik Forum. (...)
Zu den Qualitätszeichen der Sendung gehört es, „dass die ausgewählten Stücke vollständig zu hören sind“, erläutert Hans Winking, zusammen mit WDR 3-Musikredakteur Michael Schwalb verantwortlich für die Sendung und gleichzeitig einer ihrer Moderatoren. Selbst eine mehrsätzige Sinfonie von 30 oder 40 Minuten Dauer kann nach Abstimmung mit der Programmplanung WDR 3 im Klassik Forum gespielt werden, wenn es zur Dramaturgie der Sendung passt.
Jedes Musikstück wird gezielt ausgewählt (...). Wiederholungen werden vermieden, eine Reduzierung auf „Ohrwürmer“ findet nicht statt. Nur herausragende Produktionen, vielfach von den Klangkörpern des WDR, kommen zu Gehör.
Knapp drei Stunden lang präsentiert das WDR 3 Klassik Forum den HörerInnen von Montag bis Samstag (09:05 - 11:45 Uhr) das gesamte Spektrum der klassischen Musik. „Wir konzentrieren uns auf das klassische, romantische Repertoire“, sagt Michael Schwalb. Es werden aber auch „gezielte Ausflüge“ unternommen, wie Hans Winking ergänzt: „Mal etwas Avantgardistisches oder etwas Mittelalterliches - oder wir spielen mal eine leichte Jazznummer.“
Durch seine Sicht auf die Dinge vermittelt der Moderator dem Hörer ein besonderes Musikerlebnis, das er so sonst nicht hätte
Zusammengestellt wird die Musik der Sendung von den jeweiligen ModeratorInnen, die zugleich Autoren der Sendung sind. Wichtigstes Auswahlkriterium ist die Frage: Schaffen wir damit ein eindrucksvolles Hörerlebnis? „Mit jedem Stück muss man versuchen, den Hörer im Innersten zu berühren“, meint Michael Schwalb. (...)
Die Qualität der Moderatoren und ihrer Vermittlung hat sie zu einer der erfolgreichsten Klassiksendungen der ARD werden lassen. Das WDR 3 Format war Vorbild für viele vergleichbare Sendungen in der ARD, ist aber bis heute die größte und erfolgreichste Vermittlungssendung für klassische Musik in deutschsprachigen Kulturradios geblieben: „Das WDR 3 Klassik Forum hat sich über die Jahre hinweg mit hohem Publikumszuspruch behauptet“, lobt WDR 3-Programmchef Prof. Karl Karst. (...) Die ModeratorInnen sollen nicht nur eine Höranleitung geben, sondern der Musik einen gewissen Mehrwert verleihen“, sagt der WDR 3-Redakteur. „Durch seine Sicht auf die Dinge vermittelt der Moderator dem Hörer ein besonderes Musikerlebnis, das er so sonst nicht hätte“, ergänzt Hans Winking. (...)
Wie hat sich die Sendung in den 20 Jahren ihres Bestehens verändert? Die Herangehensweise an Musik sei heute eine andere, stellen Hans Winking und Michael Schwalb fest: Musikalische Aktualität sei gefragt, außerdem habe sich die Moderationshaltung, wie im Gesamtprogramm von WDR 3, spürbar geöffnet: „Früher war das eine Vortragshaltung, heute verlangen wir Jetzt-Bezug und Bodenhaftung, die mit dem Lebensgefühl und der Lebenswirklichkeit unserer Hörer korrespondiert.“
Ungebrochen ist das Vergnügen der Macher: „Es ist ein Privileg“, sagen beide, „jeden Tag mit dem Schönsten umgehen zu können, was unsere abendländische Kultur hervorgebracht hat.“
Autor des Originalartikels: HR