Persönlicher Aufruf: Mehr Qualität in NDR Info

Der Medienbereich gehört zu den "Weißen Flecken",
was Bürgerbeteiligung angeht

Mehr anspruchsvolle Wortbeiträge des NDR

Von Dr. Helmut Kramer, Wolfenbüttel

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Dr. Helmut Kramer,
Vorsitzender Forum
Justizgeschichte e.V.
,
Vereinigung zur Erforschung
und Darstellung der deutschen
Rechts- und Justizgeschichte
des 20. Jahrhunderts

Die Initiative "Das ganze Werk" begrüße ich sehr.

Eine demokratische Gesellschaft steht und fällt mit der Bürgerbeteiligung. In Ansätzen gibt es ja in einzelnen Feldern von Staat und Gesellschaft aktiv betätigtes Interesse von Bürgern. So zum Beispiel im Umwelt- und Naturschutzbereich oder im Bereich der Entscheidungen von Krieg und Frieden einschließlich Rüstungswirtschaft. Man denke auch an Bürgerrechtsorganisationen (z.B. Humanistische Union) oder an Organisationen, die sich für die Menschenrechte einsetzen (z.B. amnesty international oder Pro Asyl). An dieser Feststellung ändert auch nichts der Umstand, daß die genannten Organisationen im Vergleich zu den politischen und Wirtschaftsinteressen noch schwach sind und nur kleine Teilerfolge erzielen konnten.

Zu den "Weißen Flecken", was Bürgerbeteiligung angeht, gehört bedauerlicherweise nicht zuletzt der Medienbereich, an vorderster Stelle der öffentlich-rechtliche Rundfunk.

Ihre Initiative verdient deshalb größtmögliche Unterstützung.

Ich möchte eine Ergänzung Ihrer Forderungen vorschlagen, um die Initiative auf eine noch breitere Grundlage zu stellen.

Qualitätsabbau auch in NDR Info

Der Qualitätsabbau in den Sendern des NDR hat sich nicht nur im Musikbereich vollzogen, auch nicht nur in NDR Kultur, sondern auch in NDR Info und den anderen Hörprogrammen, einschließlich der Regionalsendungen.

Zum Bildungs- und Kulturauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gehören auch anspruchsvolle Wortsendungen. Auch dieser Sendeanteil ist erheblich ausgedünnt worden. Die wenigen qualitätvollen Wortsendungen wie "Das Forum" sind an Tagen mit dem "Infoprogramm" (Montag bis Samstag) in die Abendstunden verlagert worden (mit der bekanntlich stark verringerten Hörerbeteiligung).

Die spärlichen in NDR Info tagsüber verbliebenen Zeitfenster beschränken sich ausschließlich auf die Sonntage wie das "Feature" um 11.05 Uhr.

Zu wenig Raum für kritische Beiträge zu Politik und Wirtschaft

Warum scheut sich der Norddeutsche Rundfunk, kritischen Beiträgen zu aktuellen Vorgängen im Bereich Politik und Wirtschaft täglich wenigstens 15 oder 20 Minuten Raum zu geben? Der Westdeutsche Rundfunk hat damit kein Problem. Ich denke an das "Tageszeichen" in WDR 3, jeden Werktag 19.45 Uhr, mit einem vielfältigen Themen- und Meinungsspektrum und großer Hörerakzeptanz.

Nach zugleich informativen und kritischen Berichten über Vorgänge und Entwicklungen in Gesellschaft und Politik sucht man im Norddeutschen Rundfunk nahezu vergeblich, so sorgfältig man die Programmzeitschriften, etwa auch das Wochenmagazin "Dampfradio" durchforstet. Die einzige Oase in dieser Hinsicht sind die anspruchsvollen "Gedanken zur Zeit", die allerdings vom WDR produziert und in NDR Kultur gesendet werden, am Samstag um 19.05 Uhr).

Politische Themen im weitesten Sinne nur am Rande

Themen, die mit Politik im weitesten Sinne - einschließlich Recht, Justiz, Kirche, Bildungswesen, Wirtschaft usw. - zu tun haben, führen in NDR Info nur ein randständiges Dasein. Es sind dies die besonderen Sendungen des "Forums" am Wochenende (Samstag 19.20 Uhr, mit Wiederholung Sonntag 12.30 Uhr): zweimal im Monat "Streitkräfte und Strategien", einmal monatlich der "Bildungsreport" und einmal monatlich "Zeitgeschichte". Diese Sendungen sind wichtig und unverzichtbar, in Inhalt und Gestaltung meist vorbildlich.

Erhebliche Vernachlässigung des Bildungsauftrags

Mit den wenigen anspruchsvollen Wortsendungen, die nicht in der Hauptsendezeit liegen, ist der Bildungsauftrag nicht erfüllt.

Betrachtet man die gesamte Sendezeit von NDR Kultur und NDR Info, so sind diese Programme des NDR sowohl im Musik- wie im Wortbereich weit überwiegend mit "Häppchen" von wenigen Minuten ausgefüllt. Dahinter steht die bürgerverachtende Vorstellung, der Hörer wolle nur noch auf eine möglichst oberflächliche Weise unterhalten werden.

Ich bitte Bürger, die diese Vernachlässigung des Bildungsauftrags nicht hinnehmen wollen, um Anregungen für einen Gedankenaustausch.

Dr. Helmut Kramer
38302 Wolfenbüttel
Herrenbreite 18 A
kramer@forum-justizgeschichte.de

oder an die

Initiative Das GANZE Werk
ct.dgw@tele2.de (ct.dgw@tele2.de)