Das GANZE Werk - Presseschau

Netzeitung.de, 7. Juni 2005

Schleichwerbung: ARD setzt auf Abschreckung

Die aufgedeckten Fälle seien für die Redaktion schwer erkennbar gewesen, weil es sich «nicht um Produkt-, sondern um Themenplatzierung handelte»

Günter Struve (Foto: dpa)
Die ARD hält sich noch bedeckt, wie sie auf die Schleichwerbung in eigenen Formaten reagieren will. Programmdirektor Struve kündigte «abschreckende» Konsequenzen an.

ARD-Programmdirektor Günter Struve hat nach den jüngsten Schleichwerbungs- Vorwürfen eine noch sorgfältigere Prüfung der in Auftrag gegebenen Serien angekündigt. Die aufgedeckten Fälle in den Serien «Marienhof» und «In aller Freundschaft» seien für die Redaktion schwer erkennbar gewesen, weil es sich «nicht um Produkt-, sondern um Themenplatzierung handelte», sagte er dem «Münchner Merkur». Die Redaktionen müssten daher «noch sensibler, noch aufmerksamer prüfen.

In welcher Form die ARD auf die Schleichwerbung in ihren Formaten reagieren wird, ließ Struve offen. Er sagte lediglich, die Konsequenzen würden so ausfallen, »dass sie für die Zukunft abschreckend wirken«.

Personelle Konsequenzen

Angesprochen auf die Präsentation von Markenprodukten in ZDF-Sendungen, etwa im Show- Klassiker »Wetten, dass..?«, wollte sich Struve nicht äußern: »Wenn man gerade selbst im Rampenlicht steht, ist es immer ein ganz schlechtes Mittel, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Der ARD geht es jetzt ausschließlich darum, die Vorwürfe, die sie betreffen, restlos aufzuklären.«

Der Vorsitzende des WDR-Rundfunkrates, Reinhard Grätz, forderte indes personelle Konsequenzen. Der Geschäftsführer der Bavaria, Thilo Kleine, der bereits vor zwei Jahren über die illegalen Product-Placements in »Marienhof« informiert worden war, habe die politische Brisanz des Themas offenbar nicht erkannt, so Grätz. Darüber müsse nun gesprochen werden.

Schwerer Schaden

Grätz wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der ARD durch das illegale Product-Placement in der von der Bavaria Film hergestellten Vorabendserie schwerer Schaden entstanden sei. Dieser Schaden stehe in keinem Verhältnis zu den relativ geringen Einnahmen, die die Bavaria durch die illegalen Placements erzielt habe. Diese Einnahmen bewegten sich in einem »niedrigen sechsstelligen Bereich«. Er kündigte an, dass der Bericht über die Vorgänge in der Bavaria veröffentlicht werde. (nz)