Das GANZE Werk - Presseschau

Hamburger Abendblatt, 22. Januar 2005

Intendant Jobst Plog für
klare Trennung von Politik und Medien

„NDR in der Tradition der BBC“

An das BBC-Prinzip „Qualität statt Quantität“
hat er aber nicht gedacht

Hamburg - Niedersachsens Regierungschef Christian Wulff (CDU) stößt mit seinen Plänen zur Neugestaltung des Norddeutschen Rundfunks (NDR) zunehmend auf Widerstand. Nach Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Harald Ringstorff äußerte auch seine schleswig-holsteinische Kollegin Heide Simonis (beide SPD) die Vermutung, daß es Wulff vor allem um politische Einflußnahme auf den Sender gehe.

Auch der Intendant des NDR, Jobst Plog, meldete sich am Freitag mit einer öffentlichen Erklärung zu Wort. Plog ist besorgt, daß der Grundkonsens über die gemeinsame Rundfunkanstalt der vier norddeutschen Länder in Gefahr geraten könne. „Wer künftig sechs der zwölf Mitglieder des NDR-Verwaltungsrats durch die Landesregierungen besetzen will, der setzt der Unabhängigkeit und Staatsferne des NDR ein Ende.“ Der gültige NDR-Staatsvertrag, an dessen Zustandekommen die CDU-Ministerpräsidenten Ernst Albrecht (Niedersachsen) und Gerhard Stoltenberg (Schleswig-Holstein) großen Anteil gehabt hätten, habe sich insgesamt hervorragend bewährt, erklärte Plog. Man könne über Verbesserungen im Detail reden, etwa über die von Wulff geforderte Verkleinerung des Rundfunkrats, doch: „Mit seinen Vorstellungen überfordert der niedersächsische Ministerpräsident die Kompromißfähigkeit der den NDR tragenden Länder.“ Der Einfluß des Staates auf den Sender müsse so gering wie möglich sein: „Der NDR steht in der Tradition der BBC und nicht eines Staatsrundfunks.“

Niedersachsen schlägt neben stärkerer regionaler Berichterstattung zwei wesentliche Veränderungen der NDR-Gremien vor. Der Rundfunkrat soll von 58 auf 38 Mitglieder verkleinert und die von den Verbänden entsandten Vertreter jederzeit abberufen werden können.

Der zwölfköpfige Verwaltungsrat, in dem alle wichtigen Personalentscheidungen fallen, soll nur noch zur Hälfte vom Rundfunkrat gewählt werden. Die andere Hälfte soll von den Landesregierungen berufen werden.

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht zur BBC:

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Spiegel Online, 4. März 2005