Das GANZE Werk - Presseschau

die tageszeitung (taz) Bremen, 27. Februar 2004

Schützenswert: der Sendesaal

Ein Gutachten des Landesamtes für Denkmalpflege macht die Umzugs-Kalkulationen von Radio Bremen renovierungsbedürftig - eine heikle Angelegenheit

Ein neues Problem für den Umzug von Radio Bremen ins Faulenquartier: Neben regionalwirtschaftlichen Bedenken gegen den Verkauf der Osterholzer Grundstücke bringt nun auch der Denkmalschutz die Kalkulationen ins Wanken. Nach Einschätzung des Landeskonservators ist der Sendesaal in Schwachhausen „ein besonders schützenswertes Kulturdenkmal“. Das geht aus einem Schreiben Georg Skaleckis an das Ortsamt hervor, das Peter Schulze und Klaus Bernbacher vom Verein der Freunde des Sendesaals jetzt veröffentlicht haben.

Skaleckis Stellungnahme stützt sich auf ein vorläufiges Gutachten. Dieses attestiert dem Bauwerk technikgeschichtliche Bedeutung. Zugleich verkörpere es „in besonderem Ausmaße“ die lokale Rundfunkgeschichte. „Unser Ziel ist es nicht, den Umzug zu verhindern“, so Bernbacher, „sondern den Sendesaal zu retten.“ Dazu wäre „die Unterschutzstellung ein wichtiger Schritt.“ Dass diese auch erhebliche Auswirkungen auf auf die Umzugspläne hätte, dementiert der ehemalige Musik-Chef von Radio Bremen nicht: Einkalkuliert für deren Finanzierung ist ein Erlös in Höhe von knapp 10 Millionen Euro für das Grundstück Spitta-Allee. Würde das Studio F - so die historische Bezeichnung - für tabu erklärt, sänke der Verkehrswert der Fläche um rund ein Viertel.

„Kein potenzieller Käufer hat bisher Interesse am Sendesaal gezeigt“, sagt ein Sender-Sprecher. Geringere Erlöse seien „nicht hinzunehmen“. Eine Frage der Existenz: Erzielt Radio Bremen nicht die vorgesehenen Erlöse, kann mit dem Bau am Doventor nicht begonnen werden, sprich: auch die von der ARD zugesicherten 64,4 Millionen Euro an Investitionsmitteln könnten nicht abgerufen werden.

Die Sendesaal-Frage sei „ausgesprochen heikel“, räumt Landeskonservator Georg Skalecki ein. Bremen müsse sich allerdings „fragen, ob es auf einen so exquisiten Saal verzichten kann“. Er wolle aber nicht den Fortbestand von Radio Bremen gefährden: „Der Sender ist selbst auch ein Kulturdenkmal.“ bes