Das GANZE Werk - Presseschau

Pressestelle der Freien und Hansestadt Hamburg, 21. Februar 2001

Große Verdienste um Medienpolitik, Medienkultur und Medienwissenschaft

Professorentitel für Jobst Plog

Laudatio von Bürgermeister Ortwin Runde

Bürgermeister Ortwin Runde hat heute im Hamburger Rathaus dem Intendanten des Norddeutschen Rundfunks, Jobst Plog, die Urkunde für die Verleihung des Ehrentitels "Professor" übergeben.

Die Ehrung des Intendanten als Medienwissenschaftler und Medienmacher hatte der Senat im Januar beschlossen. Als Hochschuldozent hat Jobst Plog über viele Jahre Vorlesungen gehalten und sich durch medienpolitischen und medienrechtlichen Veröffentlichungen einen Namen gemacht. Er hat als Intendant des NDR unter anderem die Schaffung der Vierländeranstalt unterstützt und damit nach Ansicht des Senats das medienpolitische Gewicht des Nordens sowie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks allgemein deutlich erhöht.

Ortwin Runde würdigte Jobst Plog bei der Urkundenübergabe unter anderem mit folgenden Bemerkungen:

"Es sind vor allem die Verdienste um Medienpolitik, um Medienkultur und Medienwissenschaft, für die Sie ausgezeichnet wurden.

Seit vielen Jahren geben Sie Ihr profundes Wissen weiter - an Studentinnen und Studenten oder an gestandene Praktiker. Ein Beispiel sind Ihre Vorlesungen im Rahmen des Studiengangs Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater, hier in Hamburg. An zweiter Stelle nenne ich immer noch nicht den NDR, sondern Ihre Verdienste um arte, den deutsch-französischen Kulturkanal, den ich für eines der gelungensten und wichtigsten Medienprojekte überhaupt halte. Und das nur einen einzigen Schönheitsfehler hat: zu wenige Zuschauer.

An dritter Stelle komme ich dann schließlich zum NDR, dem Sie seit nunmehr 10 Jahren vorstehen und der unter Ihrer Leitung erst richtig zum Norddeutschen Rundfunk wurde, nämlich als Vierländeranstalt zum Rundfunk für den ganzen Norden. Selbstverständlich war diese Entwicklung keineswegs. Dass sie sich durchgesetzt haben, rechnen wir Ihnen hoch an. Damit haben Sie das medienpolitische Gewicht des Nordens deutlich gestärkt. Gestärkt haben Sie auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt - z.B. in ihrer Funktion als ARD-Vorsitzender. In Ihre Amtszeit fiel zum Beispiel die Entscheidung, das Erste Fernsehprogramm über Satellit zu verbreiten."

Eingehend auf Plogs Auffassung von Journalismus "Liberalität, Weltoffenheit, Neugier, Tabuverletzung" merkte der Erste Bürgermeister an:

"Der Begriff Tabuverletzung bedarf meines Erachtens heute einer Differenzierung.

Tabuverletzung ist im Journalismus da angebracht, wo es darum geht, Machenschaften und Machtmissbrauch aufzudecken. Da hat die vierte Gewalt eine wichtige Aufdeckungsfunktion. Tabuverletzung ist aber fragwürdig, wenn sie nur dazu dient, Quote zu schinden. Denn das hat mit aufklärerischem Journalismus nichts mehr zu tun, sondern dient allein dazu, Voyerismus zu bedienen.

Seitdem es die Privaten gibt, sehen sich die öffentlich-rechtlichen Sender dem Vorwurf ausgesetzt, in Vielem nicht so frech und forsch zu sein wie die Privaten. Ich glaube, dass sich die öffentlich-rechtlich Sender selbst einen Bärendienst erweisen würden, wenn sie versuchten, in allem eine Kopie der Privaten zu werden. Ganz im Gegenteil: Ich ermutige dazu, Stärken wie Glaubwürdigkeit und Seriosität zu pflegen und auszubauen. Die öffentlich-rechtlichen Sender können mit Selbstbewusstsein auf besondere Qualitäten verweisen.

Amerikanische Medienexperten - wie Robert Mc Chesney - appellieren geradezu beschwörend an Europa, seinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht zu schwächen. Und in der Tat: Wenn ich mir die amerikanische Medienlandschaft anschaue: nachahmenswert erscheint mir das alles nicht.

Wir reden immer davon, dass Bürgerinnen und Bürger mündig sein sollen. Dann müssen wir sie aber auch in die Lage versetzen, mündig sein zu können. Wir müssen Bürger also darin unterstützen, Kritik und Urteilskraft zu entwickeln. Wie das ohne starken öffentlich-rechtlicher Rundfunk gehen sollte, weiß ich nicht.

Eines muss dann allerdings auch klar sein. Wenn wir dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit seinem Grundversorgungsauftrag einen qualitativ höheren Anspruch zumuten, dann müssen wir auch dafür sorgen, dass er mit den entsprechenden technischen, finanziellen und rechtlichen Mitteln ausgestattet wird."

Jobst Plog, geb. am 26.02.1941 in Hannover, hat Jura in Hamburg, Göttingen und Paris studiert. Ab 1970 war er Rechtsanwalt in einer hannoverschen Sozietät. 1977 berief der NDR ihn zum Justiziar. Bereits 1980 wurde er zum Stellvertretenden Intendanten des NDR berufen. Seit 1991 ist er Intendant des NDR. Im Oktober 1998 wurde er zum Präsidenten des deutsch-französischen Kulturkanals ARTE gewählt. Diese Funktion nimmt er im Nebenamt seit Januar 1999 wahr. Jobst Plog ist ferner Mitglied im Kuratorium des "Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht" und Mitglied im Kuratorium der "Deutschen Stiftung Denkmalschutz".

Lesen Sie zur Ehrenprofessur von NDR-Intendant Plog:

NDR-Intendant Plog zum "Professor" ernannt
Meldung von epd medien
epd medien, 22. Februar 2001
Große Verdienste um Medienpolitik, Medienkultur und Medienwissenschaft
Laudatio von Bürgermeister Ortwin Runde
Pressestelle der Freien und Hansestadt Hamburg, 21. Februar 2001

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