NDR-Rundfunkrat

Brief des Hörers L. aus Hamburg vom 1. Dezember 2004

Es ist nicht hinnehmbar, dass der NDR die Programmreform mit Untersuchungen rechtfertigt, die er nicht offen legt

Ich bitte den Rundfunkrat, sich dafür einzusetzen,
dass die Reform korrigiert wird

An den NDR
Vorsitzende des Rundfunkrats
Dagmar Gräfin Kerssenbrock
Rothenbaumchaussee 132
20149 HAMBURG

Hamburg, den 1.12.04
NDR Kultur

Sehr geehrte Gräfin Kerssenbrock,

ich bin engagierter Rundfunkhörer. Die durch die Programmreform von NDR 3/NDR Kultur vorgenommene Umgestaltung des Tagesprogramms haben mich veranlasst, mich an die Wellenleitung und den Intendanten mit kritischen Anmerkungen zu wenden. Die Antworten waren unbefriedigend. Einige Äußerungen, insbesondere die der Wellenchefin, empfand ich darüber hinaus inkompetent.

Besonders ärgerlich sind die Kritiker verunglimpfenden Äußerungen des Programmdirektors im Klassik-Club-Magazin 09/2004. Dazu habe ich mich in einem Schreiben an den Programmdirektor geäußert. Kopie füge ich bei.

Der NDR rechtfertigt seine Reform mit einer Musik-Präferenz-Studie und einer Publikumsbefragung. Abgesehen davon, dass Publikumsbefragungen nur eingeschränkt Richtschnur eines Kulturprogramms sein dürfen, bestehen begründete Zweifel, dass den Untersuchungen wissenschaftlich abgesicherte Methoden zugrunde liegen.

Auf meine Bitte, in die Studie Einblick nehmen zu dürfen, hat der Programmdirektor nicht reagiert. Ich bitte deshalb den Rundfunkrat, sich diese Untersuchungen vorlegen zu lassen und zu prüfen, ob die Ergebnisse repräsentativ sind. Es ist nicht hinnehmbar, dass der NDR seine Programmreform mit Untersuchungen rechtfertigt, die er seinen Hörern gegenüber nicht offen legt.

Ich bitte den Rundfunkrat, sich dafür einzusetzen, dass die Reform korrigiert wird. Die Verunglimpfungen der Kritiker als Geschmackspolizisten, selbsternannte Kulturajatollhas, undemokratisch und intolerant ist nicht hinnehmbar. Der NDR sollte sich einer sachlichen Diskussion mit seinen Hörern stellen.

Wenn der NDR keine Korrekturen vornimmt, wird er zunehmend Stammhörer verlieren und den Verlust nicht durch neu hinzugewonnene Hörer kompensieren.

Ich halte es für dringend erforderlich, dass sich auch der Programmausschuss mit der Kritik an der Programmreform von NDR-Kultur beschäftigt.

Mit freundlichen Grüßen
gez. L.

Nachtrag

Herr L. hat als Antwort auf seinen Brief nur das allgemeine Schreiben von Gräfin Kerssenbrock vom 24. Januar 2005 erhalten, das die meisten Beschwerdeführer erhalten haben. Zu den angesprochenen Untersuchungen von Herrn Romann gibt es also weiterhin nichts Verlässliches.

Daraufhin schrieb er ein weiteres Mal an die NDR-Rundfunkratsvorsitzende:
Ich möchte in Anspruch nehmen, daß Sie auf meine und anderer Kritik eingehen
Sie gehen auf mein Anliegen mit der Musik-Präferenzstudie mit keinem Wort ein
2. Brief des Hörers L. aus Hamburg, 19. Februar 2005

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an die NDR-Rundfunkratsvorsitzende