Das GANZE Werk - Korrespondenz mit Hörern

DR. HELMUT KRAMER

D - 38302 Wolfenbüttel
Herrenbreite 18A
kramer@justizgeschichte-aktuell.de
www.justizgeschichte-aktuell.de
 
19. Juni 2009
 

„Die Qualität auf NDR Kultur hat drastisch nachgelassen“

Ergänzender Kommentar zu der Unterschriftenaktion
für mehr Radiokultur auf NDR Kultur

„Die Art der Unverbundenheit, in der die verstümmelten Musikwerke nebeneinander gestellt werden, ist mir ein Rätsel“

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Als Viel- und aufmerksamer Rundfunkhörer verfolge ich, immer auch um eine Urteilsbildung hinsichtlich der Sendungsqualität bemüht, seit Jahren die Arbeit der Hörfunksender.

Allerdings habe ich seit der Umstrukturierung des NDR-Hörfunks (insbesondere von NDR 3, heute NDR Kultur, und NDR 4, heute NDR Info) mich zunehmend auf andere Sender konzentriert, konzentrieren müssen. Der Grund: Die Qualität auf NDR Kultur hat drastisch nachgelassen. Dies gilt fast für den gesamten Vormittag und die Nachmittagsstunden, bis in den frühen Abend hinein. Stattdessen haben meine Familie und ich, auch viele Angehörige meines Bekanntenkreises, soweit diese über Kabelanschluß bzw. über Satellitenempfang verfügen, uns zunehmend dem WDR (WDR 3), teilweise auch dem Südwestrundfunk (SWR 2) und dem Bayerischen Rundfunk (Bayern 4 Klassik) zugewandt, natürlich auch dem Deutschlandfunk.

Die Art der Unverbundenheit, in der die verstümmelten Musikwerke nebeneinander gestellt werden, ist mir ein Rätsel. Geschieht die Auswahl durch einen Zufallsgenerator oder mit der Vorstellung des flüchtigen, unaufmerksamen Hörers, der sich nicht länger als wenige Minuten konzentrieren will? Soweit die Verbindung mittels einiger Worte versucht wird, sind diese Versuche meist in einem dümmlichen Plauderton gehalten.

Nicht weniger missfällt mir die starke Reduzierung des Wortprogramms. Mit diesem System hat NDR Kultur sich an die Seite solcher Wortsender (vielfach Privatsender) gestellt, die die Mischung von Themenhäppchen allein nach dem Prinzip vornehmen: Bloß nicht überfordern. Nicht etwa die Hörer dazu verleiten, in ein Thema und seine Probleme etwas tiefer einzudringen! Letzteres betrifft nicht nur die Aspekte Kultur und Bildung im engeren Sinne, sondern auch die gründliche Diskussion wissenschafts-politischer und politischer Fragen. Was Wortbeiträge angeht, bietet auch NDR Info nicht annähernd einen Ersatz, sieht man einmal von gelegentlichen Feature-Sendungen insbesondere sonntags, 11.00 Uhr ab. Dabei lassen sich rechtspolitische und Justizthemen auch im Rundfunk durchaus populärwissenschaftlich, also verständlich, aufbereiten. In einer zunehmend verrechtlichten Gesellschaft sind immer mehr Bürger ganz konkret und oftmals recht fühlbar vom Recht betroffen und dementsprechend auch an diesem Themenbereich interessiert.

Im Bereich der Wortsendungen kann sich der NDR-Hörfunk wohl nur noch mit den „Glaubenssachen“ (sonntags 8.40 Uhr) und durch die durch die renommierte Sendefolge „Gedanken zur Zeit“ (NDR-Kultur, jetzt jeden Sonntag 19.05 Uhr) schmücken. Im Sender NDR-Info sind neben dem Feature an den Sonntagen (11.05 Uhr) bemerkenswert nur die Sendereihen „Streitkräfte und Strategien“ (jeden zweiten Samstag 19.20 Uhr). „Thema Zeitgeschichte“ und „Bildungsreport“ (jeweils einmal im Monat, Samstag 19.20 Uhr) und „Das Forum – Hintergrund zum Zeitgeschehen“ (Montag bis Freitag 20.30 Uhr).

In meinem Bekanntenkreis hält sich zunehmend der zynische Slogan: Hat ein Sender seinen Titel einmal mit dem Zusatz „Kultur“ versehen, ist es mit der Kultur meist schon vorbei.