Das GANZE Werk: NDR Kultur Club - Korrespondenz

E-Mail einer Hörerin aus Büsum

NDR Kulturkarte: Absage

Ich hoffe, daß eines schönen Tages jemand die Leitung Ihres Senders übernimmt, der wirklich wieder Kultur in der Bedeutung des Wortes „Pflege der geistigen Güter“ an die Hörer bringt!

   Karola Puhl
25761 Büsum

   An die
NDR Media GmbH

   NDR Kultur Club

   Büsum, 04.12.2005

   Sehr geehrte Damen und Herren,

   ohne allzu große Überraschung erhielt ich dieser Tage Ihr Schreiben, daß die Aktivitäten des NDR Kultur Clubs eingestellt werden müssten.

   Das enthebt mich der Pflicht zur eigenen Kündigung meiner Mitgliedschaft in diesem Club.

   Schon seit längerer Zeit können Sie mich mit Ihren „Kulturangeboten“ nicht mehr überzeugen, ich hoffte aber immer noch ein wenig auf eine Verbesserung und Annäherung an das frühere Niveau. Dies ist leider bis heute nicht eingetreten, im Gegenteil: das Niveau ist – trotz massiver im Internet veröffentlichten Proteste (www.dasganzewerk.de), denen ich mich absolut und vollständig anschließe – immer weiter gesunken.

   Seit einigen Monaten kann ich – dank Satellit – nun wieder meinen früheren Stammsender WDR 3 hören und somit vergleichen; und ich muß Ihnen leider mitteilen, daß Welten zwischen dem dort gebotenen Programm und dem Ihrigen liegen.

   Bei NDR Kultur wiederholen sich in peinlicher Weise immer wieder ohne erkennbaren Zusammenhang dieselben etwa 100 Musikstücke, die ich nun mittlerweile bereits in- und auswendig kenne. Nichts ist gegen den „Einzug der Königin von Saba“ von G.F. Händel zu sagen, aber ich muß dieses Stück wirklich nicht fast täglich mehrmals hören, und selbiges gilt für alle anderen Musiktitel. Soeben z.B. sandten Sie den Brahms-Choral „Oh Heiland reiß die Himmel auf” bereits zum 2. Mal in einem zeitlichen Abstand von etwa 2 Stunden – also damit ist das Maß wirklich voll!

   Auch Ihre Wortbeiträge wiederholen sich: Von Ihrer Sendung „Klassik à la Carte“ mit einem Studiogast, die mittags ab 13 Uhr ausgestrahlt wird, bekommt der Hörer bereits Stunden vorher einzelne Häppchen serviert. Interviews werden ebenfalls bereits Stunden vor der Sendung in einzelnen Passagen vorweg genommen, das nervt und legt den Verdacht nahe, daß Sie auf diese Weise Vakanzen auf einfache Weise füllen.

   Über die Kommentare Ihrer Musikredakteure kann ich nur sagen, daß sie einfach meist töricht und von wenig Sachkenntnis geprägt sind, hier kann man nichts lernen, hier ist nichts interessant, sondern ausschließlich läppisch. Als langjährige Sprecherin einer Blindenhörbücherei fällt mir außerdem zunehmend auf, daß sich die Versprecher Ihrer Redakteure häufen.

   Insgesamt muß ich leider feststellen, daß Ihre Sendungen ohne jegliche Sorgfalt schlampig und lieblos zusammengestellt sind. Dem hohen Anspruch eines „Kultursenders“ werden Sie schon lange nicht mehr gerecht!

   Daher verzichte ich auf weitere Angebote aus Ihrem Hause und hoffe, daß doch vielleicht eines schönen Tages jemand die Leitung Ihres Senders übernimmt, der wirklich wieder Kultur in der ursprünglichen Bedeutung dieses Wortes („Pflege der geistigen Güter“) an die Hörer bringt!

   Mit enttäuschten Grüßen

   gez. Karola Puhl

   an die Initiative „das ganze Werk“ zur Kenntnisnahme

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