Das GANZE Werk - Pressemitteilungen

 
Das GANZE Werk (Nord), 12. Juni 2006
 

Erweiterte Pressemitteilung zur NDR-Absage
für die Podiumsdiskussion am 8. Juni 2006

Pressemitteilung speichern/drucken (Pdf)

Vorbemerkung

Nach der eindeutigen Zusage der NDR-Vertreter (Mail vom 2. Mai 2006) waren die in späteren Mittteilungen des NDR (Brief vom 31. Mai 2006 und E-Mail vom 2. Juni 2006) enthaltenen Einschränkungen nicht mit der gleichen Eindeutigkeit als Absage formuliert.

Das GANZE Werk hat sich daraufhin im Interesse aller Beteiligten um eine Klärung der Absicht des NDR bemüht, diese Klärung geschah erst am Tag der Podiumsdiskussion.

Das GANZE Werk bedauert außerordentlich, dass es wegen der Unklarheiten zu Meinungsverschiedenheiten gekommen ist, lenkt dieses doch von dem Thema der Diskussion über das Programm von NDR Kultur ab. Mehr dazu auf Seite 2 dieser Pressemitteilung.

Der NDR betrachtet „die Diskussion über die Reform von NDR Kultur als endgültig abgeschlossen.“ Diese Aussage ist unvereinbar mit dem NDR-Staatsvertrag.

• Das Kontrollorgan des Senders NDR ist der Rundfunkrat. „Der Rundfunkrat vertritt die Interessen der Allgemeinheit im Sendegebiet des NDR. Die Mitglieder repräsentieren verschiedene gesellschaftliche Gruppen und Organisationen.“ (NDR) Die Hälfte seiner 58 Mitglieder bilden als Fachausschuss den NDR-Programmausschuss. Dieser befasste sich am 30. Mai 2006 mit der Podiumsdiskussion des GANZEN Werks. Seine Beschlüsse teilte uns Michael Plöger als Vertreter des NDR am 2. Juni 2006 mit.

Der Programmausschuss hat seinen Beschluss vom 7. Dezember 2004 „noch einmal ausdrücklich bestätigt“.

• Dieser Beschluss wird nach 18 Monaten erst jetzt veröffentlicht. Er lautet: „Der Programmausschuss weist die von der Initiative ‚Das ganze Werk’ erhobene Forderung nach Abspielen ganzer musikalischer Werke als ‚Weg in die Sackgasse’ zurück. Ein öffentlich-rechtlicher Radiosender ist kein Konzertsaal und keine bloße Abspielstation für CDs. Es geht nicht darum, die Wünsche einzelner Hörer/Innen zu erfüllen, sondern ein Programm für alle Kulturinteressierten im Norden zu gestalten. Der Programmausschuss begrüßt und unterstützt die vom NDR und der Redaktion eingeschlagene Richtung zur Reform von NDR Kultur ausdrücklich, die durch eine ausgewogene Mischung von Information, Unterhaltung und Musik gekennzeichnet ist.“

„Der Vorsitzende des Programmausschusses, Herr Birch, hat mit Zustimmung des gesamten Gremiums erklärt, er betrachte die Diskussion über die Reform von NDR Kultur als endgültig abgeschlossen.“

• Diese Aussage widerspricht dem NDR-Staatsvertrag, der in § 18 „Aufgaben des Rundfunkrats“ festlegt: „Der Rundfunkrat soll die Interessen der Allgemeinheit auf dem Gebiet des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vertreten. Dabei berücksichtigt er die Vielfalt der Meinungen der Bürger und Bürgerinnen.“

Die Initiative Das GANZE Werk vertritt die Interessen von gebührenzahlenden Musik- und Kulturliebhabern. Sie dringt auf die Erfüllung des Kulturauftrags, indem NDR Kultur tagsüber „mindestens 4 Stunden lang Musiksendungen bringt, die Kompositionen der gesamten Musikgeschichte soweit wie möglich vollständig erklingen lassen“ (der Kern unserer Resolution). Das entspricht der Sendepraxis der Kultursender im Westen und Süden unseres Landes. Nachdem die Zahl der Hörer von NDR Kultur zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen ist (MA vom März 2006), hat Das GANZE Werk dem NDR Programmvorschläge vorgelegt und die Podiumsdiskussion am 8. Juni 2006 in die Wege geleitet.

Das GANZE Werk steht weiterhin für ein Gespräch mit dem NDR in Programmfragen zur Verfügung.

Auch ohne eine Diskussion der „Programmvorschläge“ hätte es reichlich Gesprächsthemen gegeben – Wir erwarten Klartext und keine Andeutungen

Zusage des NDR

• Am 18. April 2006 luden wir in gleichlautenden Briefen Frau Mirow und Herrn Romann ein. In dem Schreiben hieß es unter anderem: „Wir sind der Meinung, dass diese Entwicklung (von NDR Kultur) durch ein abwechslungsreiches, an Qualität und am Kulturauftrag orientiertes Programm, das zum Zuhören einlädt, umgekehrt werden könnte. Daher haben wir Programmvorschläge entwickelt, über die wir mit unseren Gästen diskutieren möchten.“

Am 2. Mai 2006 erfolgte die klare schriftliche Zusage des NDR, es „werden Frau Barbara Mirow, Programmbereichsleiterin NDR Kultur, sowie Herr Michael Plöger, Leiter des Bereichs Zentrale Programmaufgaben der Programmdirektion Hörfunk, den Termin am 8.6. in der Akademie der Künste wahrnehmen“.

Rückzug des NDR

• Am 31. Mai 2006 warf Herr Plöger der Initiative Das GANZE Werk vor: „(Wir) haben entnommen, dass Sie nicht über den Kulturauftrag diskutieren und streiten lassen wollen, sondern über die von Ihnen und dem Sprecherrat der Initiative Das GANZE Werk entwickelten ‚Programmvorschläge’. (...) Damit haben Sie den Inhalt der Veranstaltung gegenüber Ihrer Anfrage grundlegend verändert.“ Als Schlussfolgerung teilte er mit: „Für eine Diskussion Ihrer ‚Programmvorschläge’ stehen daher weder Frau Mirow noch ich zur Verfügung.“

• Dazu erklärt Das GANZE Werk:
– Der Inhalt der Veranstaltung ist gegenüber unserer Anfrage nicht verändert worden, weil unsere Anfrage die „Programmvorschläge“ enthielt und das Anschreiben ausdrücklich auf sie hinweis: „Daher haben wir Programmvorschläge entwickelt, über die wir mit unseren Gästen diskutieren möchten.“
– Die Schlussfolgerung haben wir nicht nachvollziehen können, weil sie keine sachliche Grundlage hat.
– In der Schlussfolgerung steht nicht, dass Frau Mirow und Herr Plöger „nicht am Podium teilnehmen würden“ (siehe taz, 9. Juni 2006), oder dass „der NDR nicht an der Podiumsdiskussion teilnehmen könne“ (Schreiben des NDR, 9. Juni 2006). Das sind nachträgliche Neuformulierungen.
– Es steht dort auch nicht: Für eine Diskussion der Absetzung der Sendung „Große Stimmen“, für eine Diskussion über die Sendepraxis von NDR Kultur oder über eine Diskussion, ob der NDR den Kulturauftrag noch erfüllt, stehen weder Frau Mirow noch Herr Plöger zur Verfügung. Es gab also noch reichlich Gesprächsthemen.
– Wir haben die Schlussfolgerung als Einschränkung der Gesprächsthemen verstanden, über deren Reichweite der NDR uns im Unklaren ließ. Wir haben uns um Klärung bemüht. Anfragen an Herrn Plöger durch den Abgeordneten und Moderator Farid Müller am 6. Juni 2006 zur Klärung, ob der NDR erscheinen werde oder nicht, „sind abgewiegelt worden“.
– Übrigens ist man von uns gewohnt, dass wir Klartext schreiben und reden. Klartext – und keine missverständlichen Andeutungen – erwarten wir auch vom NDR.

• Klarheit über das Nichterscheinen des NDR brachten schließlich Pressegespräche am Tag der Podiumsdiskussion.

• Dieser ganze Vorgang des Rückzugs des NDR ist ein Affront gegenüber den Besuchern, den geladenen Podiumsgästen und dem Gastgeber.
 

Reinbek/Hamburg, 11. Juni 20061
Sprecher und Sprecherrat DAS GANZE WERK